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#20/2024

ohne Beschreibung
- hier handelt es sich um ein Foto -

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Willkommen zu Agora - Bilddiskussion intensiv
Wir freuen uns, dass Du Dich intensiver mit diesem Foto auseinandersetzen möchtest.

Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos
- NICHT in dessen Bewertung -

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Diese Leitfragen können Dir dabei helfen, in die Welt des AGORA-Fotos einzutauchen

1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)

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Auf diese Weise erhältst Du die Möglichkeit, ein Foto eingehend zu erforschen und (möglicherweise) faszinierende und neue Aspekte zu entdecken, die Deine Fotografie auf ein neues Level heben können. Gleichzeitig erfahren die Bildautoren, welche anderen Interpretationen des Fotos existieren. Sie entdecken neue Blickwinkel und können so über ihr Foto und dessen Entstehung nachdenken.

*** Wichtig ***
Wir bitten Dich darum, die Anmerkungen auf das Foto zu fokussieren und um Beachtung unserer Gemeinschaftsstandards:
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*Kommentare, die nichts zur inhaltlichen Diskussion des Bildes beitragen, Fragen zum Prozess, destruktive, bewertende und/oder verletzende Anmerkungen, werden von den TeilnehmerInnen u. LeserInnen gemeldet und durch die fotocommunity Administration geprüft und ggf. geahndet *

Um Dein eigenes, bisher unveröffentlichtes Bild in Agora zu präsentieren, bitte nutze diesen Link:
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Commenti 40

  • BernhardBrauseFFM 15/06/2024 14:33

    Was nehme ich wahr?

    Eine Frau überquert eine Straße, offensichtlich an einem Fußgängerüberweg. Weit hinter ihr folgt ihr ein Mann mit Kaffee und Lunchpaket. Noch weiter im Hintergrund sind weitere Menschen zu erkennen. 
    Auf der Straße steht „Look left“ geschrieben. 
    Mir fällt auf, dass das Foto einen engen Hintergrund hat und eine leichte Bewegungsunschärfe am Fuß der Frau zu erkennen ist. 



    Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? 

    Ich kann nicht erkennen, dass die verschiedenen Elemente miteinander interagieren. Vielleicht die Straße, die ein Überweg für die Frau bietet. 
    Der Mann mit dem Kaffee und dem Lunchpaket scheint nichts mir der Frau zu tun zu haben. 



    Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir?

    Ich spüre Enge im Bild. Obwohl scheinbar nichts miteinander zu tun hat, ist alles dicht gedrängt. 
    Meine Vermutung ist, dass das Foto mit einem leichten Tele und kleiner Blendenöffnung aufgenommen wurde und sich dadurch diese von mir gefühlte Enge ergibt. 

    Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich?

    Zwei Geschichten. Einmal eine Frau, die alleine und gedankenverloren die Straße fast überquert hat, die knöpft sich ihre Jacke zu, weil ihr wohl kalt geworden ist. 
    Dann der Mann im Hintergrund, der eilig das Lunchpaket und den Kaffee ins Büro trägt, weil seine Mittagspause wohl bald zu Ende ist.
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 15/06/2024 6:46

    Mario Fox schreibt:
    "FOTO „Sydney Lady“ auf AGORA

    Die Fotografie „Sydney Lady“ fällt in das Genre „Street“ oder „Straßenfotografie“. Die „Straßenfotografie“ ist mein Lieblingsgenre oder Lieblingsthema. Dieses Genre entspricht für mich auch in ausgezeichneter Weise meinem Vorgehen beim Fotografieren: Ich gehe auf Entdeckungstour; ich habe nicht schon vor dem Auslösen einen Inhalt im Kopf, den ich fotografisch gestalten will, sondern eher ein Thema, das ich draußen in der Realität aufspüren will; dabei interessiert nicht das private Abbild eines oder mehrerer Menschen wie beim Porträt, sondern interaktionale  Situationen oder eindrucksvolle Szenen anonymer Menschen im öffentlichen Raum; Szenen, die von der Lebenswelt bestimmter Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten kulturellen Ort zeugen können. Daher hat für mich gute Straßenfotografie, die stets in die Nähe zur Reportagefotografie rückt, auch einen dokumentarischen und historischen Wert; im Nachhinein wird möglichst wenig nachbearbeitet zu Gunsten einer Bestrebung nach einem möglichst wahrhaftigen Abbild; gelungene Straßenfotografie kann sogar kleine Fehler aufweisen, die eine Art Beglaubigung der Authentizität des Fotos darstellen können. Der Straßenfotograf muss blitzschnell die Szene, den entscheidenden Augenblick, erfassen, vielleicht hat er sogar schon eine Ahnung, dass eine solche Szene gleich passieren könnte; dabei können dann gestalterische Kriterien zunächst einmal hinter die Erzählstärke eines Fotos zurückfallen.
    Dass die Gesetzgebung, je nach Auslegung der Rechte auf Datenschutz oder Kunsturheberschaft, die Straßenfotografie gefährdet oder schützt ist nicht immer ausgemacht. Es wäre ein kolossaler Verlust, wenn die Gesellschaft auf dieses Genre verzichten müsste, weil ihr dann ikonische Einblicke in die Historie vergangener Epochen bzw. das kollektive Gedächtnis für bestimmte Lebenswelten abhandenkäme. Es ist die Straßenfotografie, die die Sicht auf die Welt wirft und weitergibt. Man stelle sich vor, was wir von anderen Kulturen kennen würden, wenn es nicht die Fotografie gäbe von beispielsweise Frank Capra, Henry Cartier-Bresson, Garry Winogrand, Harry Gruyaert, Joel Meyerowitz, Steve Mc Curry- um nur einige meiner Vorbilder zu nennen. Straßenfotografie gehört für mich zu den historischen Disziplinen.
    Nun zu meiner Fotografie „Sydney Lady“: Wie der Titel schon sagt, spielt diese Szene im Jahr 2006 im Central Business District von Sydney, CBD.  Die businessmäßig schick gekleidete Lady eilt gerade in ihrer Mittagspause über eine Hauptstraße zum Coffeeshop gegenüber. Dabei ist sie eingerahmt von den hier Z-förmig gestalteten Straßenmarkierungen und oben durch zwei ebenfalls Mittagspause machenden Herren, die aber im Vergleich zur Dominanz der Lady marginal bleiben. Der obere Rand des Fotos zeigt fast unsichtbar die Kugelfassungen der Straßenbeleuchtungen.
    Mich hat die leichtfüßige Eleganz der Lady, die sie trotz aller Eile bewahrt, berührt. Da in diesem Street mir sogar alle möglichen formalen Gestaltungskriterien – beispielsweise stören sich die hier abgebildeten Personen nicht, sondern ergänzen sich auf harmonische Weise- erfüllt erscheinen, halte ich dieses meiner zahllosen Streets für eines der besten, das ich je gemacht habe. Hier habe ich das für mich eher selten genutzte Hochformat gewählt, um die Grazie dieser Frauengestalt zu betonen.
    Der Schriftzug auf dem Asphalt „look left“ zeigt an, dass wir hier nicht nur Linksverkehr haben, sondern uns auf einer Einbahnstraße befinden, denn dieser Hinweis gilt nicht nur für Touristen, sondern eben auch für Einheimische.
    Ich möchte mich bei allen Haupt- Kommentatoren für ihre differenzierte Bildbetrachtung und Kritik bedanken; ich bin vom Niveau dieser Rückmeldungen beeindruckt; wie wohltuend anders als in unserer alltäglichen Like/Unlike- Button-Bewertungswelt. Ich hoffe, ich konnte etwas durch meine nun ebenfalls ausführliche Stellungnahme zurückgeben.
    Mir zeigt die Qualität eurer Rückmeldungen auch, wie relevant so ein Format wie die AGORA hier ist, jedenfalls für die Fotografen, die mehr als nur gelobt werden wollen, die also noch etwas dazulernen wollen. Danke und herzliche Grüße!
    Mario Fox
    www.mariofox.de "
    • felixfoto01 15/06/2024 13:33

      Beeindruckend. Es ist alles anders, als man denkt. Dir ist da ein tolles Bild gelungen. Danke, dass Du es hier zeigst.
    • Mario Fox 15/06/2024 15:04

      @matthias und felix. danke für eure bestätigenden Kommentare, die ich als aufrichtig empfinde
    • _visual_notes_ 15/06/2024 18:04

      Mit der Vermutung "Neuseeland?" lag ich ja fast richtig ... aber auf dich, Mario, wäre ich nicht gekommen, weil ich in deinem Fall nur Farbfotos in Erinnerung habe, meist aus Italien, aber in der Tat auch aus Australien.

      off topic:
      Bei Australien denken ja viele an AC/DC, aber mein Lieblingssong aus Australien (mit einem traumhaften Gitarrensolo!) ist "The butcher and fast Eddie" von Rose Tattoo, hahahahaha, einer der am meisten unterschätzten Band, viel besser als AC/DC.
      https://www.youtube.com/watch?v=Oc2bWmOT6Ds
    • Mario Fox 16/06/2024 14:02

      @ visual notes: danke für dein Interesse an meinen Fotos. hast ja gut hingeschaut. Zum Hinhören gebe ich dir und anderen den link hier zu meiner australischen Topfavoritin Kasey Chambers- warum die keine Weltkarriere hingelegt hat, bleibt mir verschlossen. Sie gehört in die Championsleague der CountryRockSingerSongwriterinnen- besser gehts nicht! In einer LIga mit Emmylou Harris, Lucinda Williams, Holly Williams, Gretchen Peters...

      https://youtu.be/rK0-aNOUnxA?si=P7TaOZh-iDOKxpJn
  • Matthias von Schramm 11/06/2024 10:48

    Dieses Bild strahlt eine besondere Harmonie aus. Das angeschnittene Schild oben links findet sich im Schriftzug auf dem Pflaster "Look Left" wieder. Diese Schriftzüge habe ich immer wieder in London gesehen. Ein wohl touristischer Hinweis, für Leute, die sich an den Linksverkehr im Vereinigten Königreich gewöhnen müssen. In der rechten Hälfte der monochrom gehaltenen Hochkant-Aufnahme eine weibliche Person im Ganzen. Von leicht erhöhter Position weitwinklig aufgenommen. Kleidung, Frisur, Handtäschchen zeigen eine nach westlichen Vorstellungen gut gekleidete ausgesprochen schlanke Frau, die eine Straße überquert. Ihr Blick geht nach unten, ihre Hände vereinigen sich vor ihrem Körper, Beine und Füsse auf Stöckelschuhen und Pfennigabsätzen stehen eng beieinander. Ungewöhnlicher Weise schwebt über ihr eine vereinzelte Seifenblase. Evtl. ein leiser Hinweis auf ein öffentliches Ereignis. Was es genau ist, kann ich auf Grund dieses zarten Hinweises nicht eruieren.

    Auf der anderen Straßenseite im Hintergrund sieht man ein größeres Gebäude mit einer evtl. angedeuteten Glasfassade umfasst von Laub an Bäumen. Davor Menschen, insbesondere zwei hell gekleidete Herren fallen auf. Zumindest einer mit schütterem Haar, Bauchansatz, Krawatte überquert im Hintergrund ebenfalls die Straße. Sein Erscheinungsbild in Verbindung mit dem Aussehen der Frau, machen das Bild einigermaßen zeitlos. Beide Personen hätten in den 1960er Jahren ähnlich gewirkt haben können, hätten grade auch in diese Stadt London gepasst. London - meine schwere Vermutung. Habitat, Frisuren und Kleidung. Eine Szene wie aus einem Film dieser Zeit - aber eher wie eine Szene eines heute nachgedrehten Films, der in dieser Zeit spielen soll. Lediglich das "Look Left" passt da nicht dazu, eher ein Hinweis des moderneren Zeitalters.

    Aber für so eine Filmszene hat man hier alles. Eine Hauptprotagonistin, nach allgemeinen Vorstellungen gut aussehend, jung, erfolgreich, irgendwie auch besonders und selbstbewusst wirkend. Irgendwie eine gewisse Grazilität und auch Stärke ausweisend. Sie wirkt für sich und doch zielgerichtet, der Gang erscheint leicht und bewusst, so wie von einer Dame, die so ein Schuhwerk auch meistern kann. Ihre Kleidung scheint sorgfältig ausgewählt, sie will eine bestimmte Wirkung. Kein Element ist hier Zufall. 

    Auch der Herr im Hintergrund wirkt geschäftig, entschlossen, vielleicht in der Mittagspause zwischen zwei Terminen unterwegs.

    Fotografisch eine gelungene Aufnahme von Urbanität in einer Metropole. Britischer Schick, ein bisschen Vornehmheit, die Darstellung von Selbstverständlichkeit der Menschen in dieser Stadt. Ich selbst habe diese Aussenwirkung von Menschen als besonders in London wahrgenommen. Die alte Generation mit Hüten vor der Gartenparty am Königshaus und die gleichen Leute, die sich bereits vor vierzig Jahren und mehr mit Punks ausgesprochen höflich in öffentlichen Verkehrsmitteln unterhalten haben. Solche Szenen immer wieder eine kulturelle Erweiterung für mich. Ein Foto für unendliche Geschichten.
  • felixfoto01 10/06/2024 17:28

    Die Objekte im Bild, die in Beziehungen zueinander gehen:
    Die weißhemdigen Männer, die die Frau "einrahmen"
    Die Linienführung "Look Left" und rechtwinklig dazu die Linie die das Bild in der Mitte schräg teilt. 
    Der Blick der Frau, die gedankenverloren nach unten schaut und sich die Jacke zuknöpft.
    Die Schilder, die von links oben zu etwas weiter unten, rechts im schrägen Dialog stehen.
    Die Fußstellung der Frau .. hat schon mal jemand versucht in Pumps zu gehen? Ich auch nicht .. 
    Für mich das, was das Bild ausmacht: Die Gedankenblase der Frau .. keiner weiß, woher die Seifenblase kommt, sie ist aber nahezu perfekt über dem Kopf der Frau platziert.
    Was mich etwas traurig macht:
    Irgendwie ist der Raum hinter der Frau nicht sauber (das ist jammern auf hohem Niveau)

    Für mich ist das eine angenehme Aufnahme eines alltäglichen Moments in der Öffentlichkeit. Die Seifenblase macht es aus - subtil und doch erkennbar.
  • Horst.F 10/06/2024 16:40

    Das Foto ist von einer etwas höher gelegenen Stelle aus nach links auf eine Kreuzung herunter aufgenommen; aufgrund der Kameraeinstellungen und der Objektivwahl bleibt das inhaltlich dichte Hochkantformat auf die junge Dame und ihr nahes englischsprachiges, städtisches Umfeld beschränkt; das SW blendet mit seinen Schwarzanteilen viele ablenkende Einzelheiten aus; z.B. die Gegenstände und Personen hinter den vielen, großen Schaufensterflächen und auch die Spiegelungen darauf. Dadurch sind im Hintergrund nur noch die der jungen Dame nähergelegeneren Bildanteile klar erkennbar. Das sind insbesondere Schilder mit Immobilienanzeigen, die dieses Stadtviertel als eins der Wohlhabenderen ausweist; außerdem  sowohl auf Bänken sitzende Menschen als auch Personen, die sich zielstrebig fortbewegen - die Mehrzahl in weißen Hemden oder Blusen.
    Es  scheint so, als habe die fein gekleidete junge Dame den Fotografen und seine Absicht noch vor der Aufnahme erkannt, verhalte sich trotz dieser Belästigung bewußt standesgemäß gefaßt, überlegt, vornehm und zurückhaltend, überquere die Fahrbahn in ihren Stöckelschuhen mit gesenktem Blick und halte dabei mit beiden Händen ihre Kostümjacke krampfhaft geschlossen oder versuche sie zuzuknöpfen.
    Die Straßenaufschrift „LOOK LEFT“ („schau nach links“) vor den Füßen der jungen Dame gibt dem Foto zusammen mit ihrem nach links außen aufgesetztem Fuß den eigentlichen Pfiff: so als wolle die Frau im nächsten Augenblick wegen der Gefahr abbiegender Fahrzeuge dieser Aufforderung folgen (1). Vielleicht auch, weil der Straßenbelag rechts von ihr und vor ihr mit einer Bruchlinie durchzogen ist, die sie als gefährlich einschätzt (2). Durch seinen Bildschnitt hat der Fotograf den „Pfiff“ der Aufnahme inhaltlich zusätzlich verstärkt. Ich vermute einen bewußten nachträglichen Schnitt des Originalfotos, sodaß nur noch die wichtigsten Buchstaben der Straßenaufschrift „OK LEFT“ („ok nach links gehen“) im Foto zu sehen sind, die der Szenerie einen Doppelsinn hinsichtlich der Übersetzung gibt (3). Möglich ist aber auch, daß die Dame ohnehin „zugeknöpft“ auf den Fotografen zugehen wollte, um mit ihm selbstbewußt, aber leicht angefaßt und ärgerlich über den Bildinhalt, die Bildrechte usw. zu sprechen (4). Dieser Gedanke bezöge als weitere Deutungsmöglichkeit den Fotografen und seine Ansichten und Anteile an dem Geschehen und an der Geschichte ein.  Insgesamt ein grafisch und inhaltlich gelungenes Foto mit auch fotografiekritischen Deutungsmöglichkeiten.
  • Sag mal Micha 10/06/2024 16:18

    Ich bin zwiegespalten.
    Einerseits war ich auch erfreut, ein Bild dieser Art hier überhaupt mal zu sehen.
    Andererseits bleibe ich gerne auf dem Boden der Tatsachen...wovon lebt noch mal gute Streetfotografie ?
    Form UND Inhalt...ersteres finde ich ganz o.k. mit Linien, Einrahmungen, Korrespondenzen und Positionierungen, aber...das zweite, also Thema: worum geht es denn ?
    Junge, hübsche Business-Frau überquert Straße in größerer Stadt...hui oder doch eher naja ist das alles ?
    Irgendwas fehlt mir, es ist mir zu viel Klischee und zu wenig running gag.
    Ich weiß, es ist alles sehr komplex und niemand muss es mir recht machen, auch nicht "mein" Agora-Team.
    • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 10/06/2024 16:37

      < 3
      (Emojis werden leider sofort gefressen)
    • Gerhard Körsgen 11/06/2024 1:23

      Worum es geht: Die Situation, den Moment, den Zufall, nenn`es meinetwegen eine kosmische Konjunktion, however, einzufangen wo Dinge die man sehen und die man sich denken kann und die miteinander im Grunde nichts zu tun haben eine Symbiose eingehen die SO nur für den Bruchteil einer Sekunde überhaupt wahrnehmbar existierte und genau der Moment in dem das so war wurde fotografiert.
      Ich fürchte um das so wahrzunehmen wie ich das schildere muss man selbst schon mal , zumindest mental, auf der Suche nach einem solchen Moment gewesen sein.
      Es ist ansonsten wohl nicht nachvollziehbar.
  • togilsaram 10/06/2024 13:28

    Der erste Eindruck: Eine gut gekleidete Dame strebt in London (oder einer anderen UK-Stadt) zu Ihrem Arbeitsplatz. Ein zufälliger Schnappschuss, vielleicht weil dem Fotografen die Dame gefiel?
    Wahrscheinlich aber ganz anders. Vielleicht ein Ort in Kanada oder Australien? Die Dame macht für mich einen leicht asiatischen Eindruck. Meine Geschichte zu diesem Bild: der Vorfahre war chinesischer Einwanderer der als Tellerwäscher oder Imbiss-Besitzer schwer gearbeitet hat um seinen Kindern und Enkeln eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Diese Dame hat es geschafft. Wahrscheinlich ist sie sogar im Vorstand eines Konzerns, als einfache Sekretärin würde sie sicherlich nicht diese Handtasche nutzen.
    Ich bin kein Freund von S/W, aber in diesem Fall ist es sicherlich besser als Farbe. Der dunkle Hintergrund stört mich nicht. Mehr sichtbare Details würden nur ablenken. Die unregelmäßig verteilten weißen Stellen sorgen für stimmigen Kontrast.
  • _visual_notes_ 10/06/2024 11:49

    Mein erster Gedanke war auch "Garry Winogrand", und dann: "Nein, es ist ja in UK, weil da eben LOOK LEFT geschrieben steht, wie man es in UK sieht, und dann: "0423 ist keine UK-Telefonvorwahl, die fangen alle mit 01 an", und dann, als ich den großen, hageren Mann hinter ihr sehe, kommt mir wegen der schlichten, fotogenen Outfits das philosophisch-soziologische Standardwerk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" in den Sinn, aber der andere Mann, der dickliche, schlabbrig gekleidete, mit schlaffer Haltung seinen Kaffee vor sich her schiebende Hedonist verdirbt diesen Eindruck sofort.

    Die Frau ist in Sachen Aussehen, Haltung und Kleidung wirklich ein Hingucker. Die Personen sind insgesamt etwas zu dicht beisammen für meinen Geschmack, aber als Streeter kann man sich das oft nicht aussuchen.

    Das Bild ist im oberen (hinteren) Bereich viel zu kontrastreich, die dunkelsten und hellsten Stellen befinden sich dort, während es normalerweise eher so ist, dass Kontrast nach hinten abnimmt. Ich denke, das Bild ist "out of the box", unbearbeitet, und könnte im oberen Teil ein wenig Bearbeitung vertragen, um dort die Kontraste zu reduzieren - das grell weiße Schild, die dunklen Stellen. Umgekehrt könnte man auch den unteren Teil etwas abdunkeln. Getreu Adams' Motto: "You don't take a photograph, you make it,"
  • framebyframe 10/06/2024 11:47

    Wenn hier Linksverkehr wäre, müsste man eigentlich aufgefordert werden nach rechts zu schauen? So der unvollständige Schriftzug auf der Strasse, der darauf hinweist, dass wir im anglizistischen Sprachraum die Strasse überqueren. Das tut die auffallend gut gekleidete Dame scheinbar schlafwandlerisch, da sie die Augen geschlossen hält. Die denkt über etwas nach und unterstreicht den inneren Vorgang äußerlich durch das zuknöpfen der Kostümjacke. Die Person hinter ihr ist beschlipst und trägt einen Getränkebecher. Befindet die Dame sich auf dem Weg zurück an den Arbeitsplatz, vielleicht in eine Bank oder so? Jedenfalls scheint sie den Weg zu kennen, so unachtsam sie mit den Stöckelschuhen ans Ufer der Strasse stöckelt. Interessanterweise blickt die Person hinter ihr sogar tatsächlich in die angewiesene Richtung. Aber hier wird nichts schlimmes mehr passieren können, es sei denn sie strauchelt auf den letzten Zentimetern so sonderbar verwinkelt wirkt der letzte Schritt.
    Wir sehen eine Sicht nach innen einer Passantin, der zu unterstellen ist, dass dies Terrain ihr vertraut ist. Achso, die Handtasche rundet den Fashioneindruck gut ab.
  • wittebuxe 10/06/2024 11:09

    Urbane Straßenszene in London. Bankenviertel. Es muss wohl um die Morgenzeit sein. Bedeckter Himmel, keine Schatten. 3 Personen bestimmen das Foto, tiefengestaffelt in vorn, Mitte und Hintergrund. Es ist sommerlich, aber an diesem Tag aber kühler, die Straße noch unbelebt. Die Herren tragen ihre weißen Hemden langärmelig, die Jackets im Büro. Es geht ums Frühstück.

    Die Protagonistin im Vordergrund ist sehr korrekt gekleidet, sie knöpft sich gerade die Jacke ihres Kleinen Schwarzen zu, ihre Gucci-Handtasche ist so klein, da passen gerade ein Schlüsselbund (mit 2 Schlüsseln), 1 x Tempotaschentücher und Kajal- mit Lippenstift rein. Sie ist schlank, hübsch, gepflegt, und schaut (sittsam) nach unten, als sie den Fotografen passiert. Ihre Haar sind dick und dicht, man könnte fast eine Perücke vermuten, aber...nee.

    Die Straße, die sie grade überquert, ist englisch bemalt. Im Hintergrund ein paar Bänke für das Sitzen für das Warten auf den Bus. Ein paar Bäume.

    Zurück zur Dame. Mir fällt ihre etwas sonderbare Fußstellung auf, deren Spitzen eindeutig außerhalb der Norm weit nach außen weisen. Nicht wie bei Charlie Chaplin, aber doch sichtbar - oder ist dies nur eine Momentaufnahme eines etwas unglücklichen Bewegungszuges? Egal.

    Ein ruhiges, ein sanftes Foto, dass den beliebigen Moment eines beliebigen Tages an einem beliebigen Ort zeigt, und ohne Aufregung eine aufregende Frau zeigt, die gerne auch meine Freundin sein dürfte.
  • N. Nescio 10/06/2024 10:46

    Eine guess-Handtasche wird von einer eleganten fast-Vierzigerin in schwarzem, kurzen Business hosenkostüm samt weißer Bluse in schwarzen Stöckelschuhen auf schlanken Beinen über die Straße getragen. Sie trägt eine toll-konservative, gepflegte Frisur durch die Welt samt „Tank“Watch am Handgelenk. Obere Mittelklasse, die Hände zur Sicherheit prüfend, ob der Blazer zugeknöpft ist, statt die Hände baumeln zu lassen, was wegen der am Arm baumelnden Handtasche nicht ganz toll wäre. Ruhig-konzentrierter Blick nach unten vorne, wo für eventuell das trottoir im links-unterem Bildeck verlassende, ihr grad nicht entgegenkommende Passanten „Look left“ am Boden groß geschrieben steht. Über ihrem Kopf eine Glaskugel - eher keine Seifenblase - Wsl ein beleuchtungskörper der baumbestandenen boulevarkreuzung, die moderne geschäftshochäuser im Hintergrund erahnen lassen.
    Hinter der Dame am Asphalt ist eine Haltelinie für den Verkehr. Im Hintergrund relativ dunkel sitzen Leute auf einer Bank (auf den Bus wartend?)
    Zwei weiße Tafeln mit „Airy“-Aufschrift im Hintergrund korrespondieren mit den beiden weißen herrenhemdträgern am jenseitigen trottoir. Einer davon ist scheinbar exakt in der Richtung, in die ihr weißer blusenkragen zeigt. Die beiden trottoirbegrenzungslinien bilden mit der Haltelinie ein „Z“. Die Glasblase über ihr könnte Anlass geben zu denken, woran der hübsche Kopf denkt. Viele kleine Details bietet das sw-Bild der businessmittagspausenstrassenwelt. 
    Zum Kunstwerk fehlt m.e. Die kompositorische Dichte, andererseits wäre bei konzentrierterer Komposition das „z“ nicht erkennbar und die weißen korrespondenzelemente auch nicht.
    Aber ich gucke ganz gerne hin. Das Zusammentreffen von Elementen zufällig in einem Bild. Also, für den Fotografen kein Zufall.
    • Gerhard Körsgen 10/06/2024 14:26

      Dass wir es so sehen ist ja nur dem/der  Fotografen/in zu verdanken, das war , so gut wie das passt, allerhöchstwahrscheinlich kein Zufall sondern gekonnt antizipiert, zumindest spekuliert darauf dass sich etwas "entwickeln könnte", man weiß natürlich nie ganz genau wie sich Leute verhalten, aber wenn man das öfters macht entwickelt man ein Gespür; der Zufall wird zwar nicht "lenkbarer", aber die Wahrscheinlichkeit einen solchen Moment einzufangen steigt.
  • Gerhard Körsgen 10/06/2024 6:58

    WOW, was ist das denn ?!
    Habt ihr da ein noch unentdecktes von Garry Winogrand aufgetrieben ?
    Noch dazu aus meiner Lieblingsserie von ihm, "Woman are beautiful" ?
    Nein, habt ihr mit Sicherheit nicht, aber es hätte - wäre es so - definitiv da rein gepasst.
    Eine "kleine", im Grunde völlig alltägliche Szene in der eine junge, schick gekleidete Frau irgendwo im englischsprachigen Raum (erkenntlich an den Schriftzeichen im Hintergrund) eine Straße überquert, sich dabei geflissentlich das Jackett zuknöpft, "wie befohlen" dabei nach leicht links von ihr aus herunterblickt (denn auf dem Boden vor ihr steht "look left" auch wenn man das "l" nicht lesen, -sich aber denken kann) und dabei hinreißend gut aussieht, genau der richtige Moment, sie wird obendrein von zwei Männern im Hintergrund und Straßenmarkierungen eingerahmt, alles auf einmal, dazu die weißen Akzente ihrer Bluse, die Beinstellung, die Hände, ihre kleine Handtasche...
    magisch.
    Das ist so wunderbar beiläufig im wahrsten Sinne, ich bin ehrlich begeistert.
    Eigentlich viel zu gut zum "nur analysieren", das fav ich mir und erbitte wenn raus ist wer das war hinterher einen Abzug oder einen Ausdruck.
    Ich habe auch schon einen "Verdacht" wer das gemacht hat...sage aber natürlich nichts.
    Das Magische daran ist (für mich) dass es einen dieser Momente im Leben einfängt wo durch viele gleichzeitig ablaufende Zufälle ein kurzer Augenblick der Schönheit des Lebens an sich gezeigt wird.
    Danke für  s Zeigen.
    • Asander 12/06/2024 15:02

      Ja, äh, nein. Kennst du die Ausstellung "Women on Street", bei der Fake-Street-Bilder von Lindbergh mit Bildern aus "Women are beautiful" gemischt wurden? Das sind leider alle Winogrand "Women"-Bilder, die ich kenne, die sind aber alle nicht so aufdringlich. Im Vergleich würde ich sagen, da hat sich der Fotograf eher an Lindbergh orientiert. Der hat auch graphischer gearbeitet als Winogrand (waren ja Models, seine Frauen, also bei Lindbergh).
    • Gerhard Körsgen 12/06/2024 17:21

      Ja, die Ausstellung kenne ich, die habe ich in Düsseldorf besucht. An Lindbergh erinnert hier der Look, also das Moderne, das Model-hafte der Frau (elegant gekleidet...), das mehr grafische, darin stimme ich dir zu.
      Was mich zu Winogrand bringt ist die Art des Moments...ein Moment des "bei-sich-seins" den Lindbergh imitiert, aber man spürt dass es fake ist, eben so wie man hier spürt dass dieser Moment den wir sehen authentisch no fake ist.
      Kann ich natürlich nicht beweisen, kühne Behauptung, schon klar ;-)
      Vielleicht löst der Fotograf es ja am Ende auf, fake/no fake und ob er sich in diesem Name-Dropping von uns überhaupt "positionieren" will.
    • Asander 13/06/2024 23:30

      Auf jeden Fall gut beobachtet, der Unterschied.