Der Tunnelgeist...
..., der hier so gemeinisvoll durch's Dunkel schleicht, hat natürlich nichts Schlimmes im Sinn. Es ist nur meine Wenigkeit, die sich mal wieder vor dem Regenwetter dieses Sommers in einen alten Eisenbahntunnel geflüchtet hat. Nach über einer Stunde im strömenden Regen hatte ich einfach keine Lust mehr, oben am Kreuztalviadukt auf einen Zug zu warten. Also nix wie weg, unter die Erde! Diesmal ist es wieder der Bismarcktunnel bei Neuwerk an der Rübelandbahn, den ich Euch hier schon mehrfach beschrieben und gezeigt habe. Er befindet sich genau unter dem Nebelholztunnel, durch den die Strecke heute führt.
Beim letzten Mal, als ich in der 187 Meter langen Röhre war, hatte ich aber keine Möglichkeit, sie richtig auszuleuchten:
Nun habe ich mir kürzlich ein neues Blitzgerät zugelegt – so kann ich Euch den Tunnel heute in ganz anderem Licht zeigen. Diesmal befindet sich die Kamera am hintersten Ende des Tunnels, kurz vor dem zugemauerten Portal in Fahrtrichtung Rübeland:
Wir blicken also in Fahrtrichtung Hüttenrode. Rechts an der Wand zeugen noch Reste von Isolatoren davon, dass hier einst Telegrafenleitungen hingen und im Schotter kann man noch die Abdrücke der Schwellen erahnen. Man muss allerdings schon sehr lange suchen, um Reste des Gleiskörpers der damaligen Zahnradbahn zu finden – nur ein paar rudimentäre Kleineisen liegen noch herum. An einigen Stellen ist die Ausmauerung der Tunnelröhre bereits eingebrochen, was man weiter hinten als Haufen am linken Rand auch gut erkennen kann. Seit 82 Jahren fuhr hier kein Zug mehr hindurch, die "neue" Trasse der Rübelandbahn wurde 1932 in Betrieb genommen.
Alte und neue Trasse vor dem Bismarcktunnel:
Aufnahme vom 29.06.2013 mit Canon EOS 1100D im manuellen Modus mit B-Einstellung (sprich: Dauerbelichtung über mehrere Minuten). Dabei ging ich mit dem Blitzgerät – Metz Mecablitz 52 AF-1 digital – durch den Tunnel und blitzte in regelmäßigen Abständen. Die Lichtspur am Boden stammt von meiner Taschenlampe, ohne die man in dem auf beiden Seiten zugemauerten Tunnel keine Chance hätte. Nur ein paar kleine Löcher lassen an den Portalen etwas Licht hinein, welches hier im Vordergrund den Schotter erhellt. Nachträglich wurden nur ein paar bunte "Fehlerpixel" retuschiert, die wohl der langen Belichtung geschuldet waren, sonst bis auf den Rahmen keine Bearbeitung.
Steffen°Conrad 30/06/2013 12:11
Die Methode, den Tunnel auszulichten, imponiert mir gewaltig.Ein weiterer, sehr interessanter Baustein Deiner vortrefflichen Rübeland-Dokumentation!
vgsteffen
Maschinensetzer 29/06/2013 22:48
Absolut klasse!Schon in der Vorschau und noch während des Lesens des Textes habe ich mich gewundert, warum dort die regelmäßig angebrachten Lichtquellen installiert sind...
Diese Methode hatte ich hier schonmal als "Wanderblitz-Technik" vorgestellt: Hier hast Du allerdings den Blitz anders gehalten, und damit deinen Schatten mit verewigt, was so schön diese Geisterstunde erzeugt!
Viele Grüße
Thomas
Christoph Fritsche 29/06/2013 22:00
Absolut Genial gemacht!Mehr braucht man dazu nicht sagen! ;-)
Viele Grüße
makna 29/06/2013 21:47
Diese Lichtstimmung ist sagenhaft !!! Die x-fache Wiederholungdes Gewölberunds: erstklassig !!!
BG Manfred
Laufmann-ml194 29/06/2013 19:23
Tunnel, Gewölbe, Gruften - alles was in den Eingeweiden von Muttern Erde ist, ist Faszination und Schaudergarantie zugleichGanz hart bezüglich letzerem im Roman "Tunnel des Grauens" um nur ein Beispiel zu nennen
Ein überaus vorzügliches Bild, dass Stimmungen transportiert und gut gemacht ist
vfg Markus ml194