Die Nebel um Alnitak
Der linke Gürtelstern des Sternbildes Orion - Zeta Orionis (Alnitak) - ist von einem großflächigen rötlich leuchtenden Nebelkomplex umgeben. Der hellste Teilbereich dieses Nebels trägt die Bezeichnung NGC 2024. Aufgrund seiner Form wird er auch oftmals als "Flaming Tree Nebula" (engl.: "Flammenbaum Nebel") bezeichnet.
Der Pferdekopfnebel (B 33) ist eine Ansammlung von kaltem Gas und Staub, deren Form an einen Pferdekopf erinnert. Von der Erde aus gesehen liegt sie direkt vor dem Emissionsnebel IC 434, sodass sie sich vom helleren Hintergrund sehr gut abhebt. Mit einer Entfernung von 1500 Lj ist B 33 ebenso weit entfernt wie die leuchtenden Nebel im Bild. Der Pferdekopfnebel ist kein statisches Objekt. Wie bei allen Nebeln im All sind auch seine Gasmassen in ständiger Bewegung, so dass die Form des Nebels in einigen tausend Jahren so stark verändert haben wird, so dass sie dann keine Ähnlichkeit mehr mit einem Pferdekopf haben wird.
In der oberen linken Bildecke ist noch M 78 (NGC 2068) zu erkennen. Anders als bei den roten Nebelgebieten in der Bildmitte, die von einem heißen Stern zu eigenständigem Leuchten angerecht werden, handelt es sich bei diesem bläulichen Objekt um einen Reflektionsnebel, der nur das Licht eines benachbarten hellen Sterns zurückwirft. Bei einem Durchmesser von ca. 4 Lj liegt M 78 in einer Entfernung von etwa 1600 Lj.
Aufnahmedaten:
Ort: Rooisand Desert Ranch / Namibia
Kamera: Canon EOS 20Da
Optik: Sigma 300mm/2,8 EX APO HSM (abgeblendet auf Blende 4,5)
Belichtung: 6x600s (Gesamtbelichtung: 60min) bei ISO 800 mit externem Dunkelbildabzug
Aufnahmedatum: 21.12.2005
Nachführung manuell mit 12,5mm-Fadenkreuzokular bei f=600mm auf Vixen Atlux-Montierung
Fokussierung mit Live-View
Steuerung der Kamera mit Canon TC-80N3 Timer-Auslöser
Bearbeitung:
DeepSkyStacker:
- Stacking der Einzelbilder im Modus "Durchschnitt"
- Export des unskalierten Bildes im 32Bit FITS-Format (integer)
Fitswork:
- Helligkeitsanpassung im Histogramm (Funktion: Punkte)
- Export des Bildes im 16Bit TIFF-Format
Photoshop CS4:
- durch Stacking entstandene dunkle Ränder beschnitten
- Cosmics entfernt (Reparaturpinsel bzw. Gummistempel)
- Vignettierung beseitigt + automatischer Weißabgleich (externes Plugin)
- radialer Farbfehler des Objektivs durch Skalierung der einzelnen Farbkanäle minimiert
- vertikale Streifen beseitigt (externes Aktions-Skript)
- Hintergrundrauschen minimiert (externes Aktions-Skript)
- violette Halos um Sterne minimiert (externes Aktions-Skript)
- Farbintensität der ausgebrannten Sterne intensiviert (externes Aktions-Skript)
- Farbintensität um 20% erhöht
- Tonwertkorrektur
- rauschen reduziert (externes Plugin)
Axel Martin 17/03/2009 10:00
Hallo,@ Peter
Danke für das Lob. Wenn ich das nächste Mal dazu Gelegenheit habe, werde ich die gleiche Region noch einmal mit der umgebauten 350D (Baader-Filter) aufnehmen, damit man mal einen Vergleich hat...
Mal schauen, wenn ich die Zeit dazu finde, werde ich auch noch einmal ein mit gleicher Belichtungszeit und gleichem Objektiv aufgenommes Bild einer EOS 10D (nicht modifiziert) hochladen. Da sieht man deutlich die Farbunterschiede aufgrund der unterschiedlichen Filter-Transmissionen.
@ Christian
Zur Bildbearbeitung:
Bis auf den Ausgleich der unterschiedlichen Farbempfindlichkeit gebe ich Dir vollkommen Recht. Mit der Farbempfindlichkeit muss man aber IMO aufpassen: Wenn die Kamera in einem Wellenlängenbereich einfach nichts "sieht", kann man Objektdetails in diesem Wellenlängen auch nicht sichtbar machen! Bestes Beispiel sind hier die alten Farbfilme: Die hatten oftmals eine Grünlücke und sahen bei Gasnebeln vielfach den OIII- und H-beta-Anteil entweder überhaupt nicht oder wenn, dann nur sehr eingeschränkt - verglichen mit H-alpha. Die Folge war, dass alle Gasnebel auf den fertigen Fotos immer nur "rot" aussahen. Je nach Detektorfilter sind die heutigen Digitalkameras dagegen sehr gut in der Lage, den blau-grünen Bereich darzustellen, so dass die aktuellen Fotos die gleichen Nebel eher magentafarben zeigen. Was ist jetzt richtig? Mit Blick auf den jeweils verwendeten Detektor würde ich sagen: Beides! Man muss halt nur IMMER mit angeben, WELCHER Detektor für die Aufnahme verwendet wurde...
Zur Empfindlichkeit der 20Da: Ich habe meine Informationen aus der Kombination verschiedener Quellen. Bei genauerem Nachrechnen muss ich allerdings meine Transmissions-Angaben von gestern (war aus dem Gedächtnis geschrieben) etwas zu Gunsten der 20Da korrigieren. Die von mir angegebenen 8% bei der unmodifizierten Kamera bezogen sich auf die von C. Buil angegebene QE des Chips bei H-alpha in KOMBINATION mit der Filtertransmission!
Hier nun meine Quellen:
1) Dem Pressetext zur 20Da auf der Canon-Webseite
http://www.canon.de/About_Us/News/Consumer_Releases/foto/eos_20da.asp
"Im Vergleich zur Standardversion der EOS 20D lässt er bei der Wellenlänge von 656 Nanometern – diese Wellenlänge wird als Wasserstoff-Alphalinie oder H-alpha bezeichnet – rund 2,5mal mehr Strahlung durch."
2) Einer eigenen Transmissionsmessung eines EOS 5D Original- und eines Baader-Filters mit einem UV-VIS-Spektrometer bei mir auf der Arbeit (deckt sich mit der Messung auf der Baader-Homepage).
http://markt.bph.rub.de/~axelm/tso/temp/filtervergleich.jpg
Demnach komme ich bei dem Filter einer unmodifizierten EOS auf eine H-alpha Transmission von ca. 23%, die 20Da hat laut Canon 2,5x mehr, also 57,5% und der Baader-Filter hat 95% - also 1,65x mehr als die 20Da. Also insgesamt ein Verhältnis von 1 : 2,5 : 4,1. Wie dem also auch sei, die Kamera mit Baader-Filter sieht deutlich mehr H-alpha als die 20Da!
Du hast prinzipiell Recht, wenn Du jetzt sagst, ich intensiviere meinen Rotanteil bei der 20Da um den Faktor 1,65, dann stimmt er RELATIV zur Kamera mit dem Baader-Filter. Dies funktioniert aber nur in den Regionen, in denen die 20Da auch noch H-alpha-Informationen geliefert hat. In den ganz schwachen Ausläufern des Nebels hat die Kamera gar kein H-alpha mehr "gesehen", also kann sie auch zwangsläufig nur den H-beta-Anteil wiedergegeben. Die Folge hiervon ist, dass die Nebel in den hellen Bereichen rötlicher und in den schwächeren Bereichen deutlich blauer erscheinen müssen. Was man ja auf meiner Aufnahme auch sieht. Hast Du ggf. den Blauanteil in den dunklen Bereichen Deines Bildes etwas zurück genommen?
Ich habe gerade bei den doch sehr tiefen Aufnahmen aus Namibia immer wieder das Problem, dass ich gar nicht weiss, wo ich im Bild einen neutralen Hintergrund habe. Das, was ich als "nebelfrei" aber leicht farbstichig sehe, könnte ja in Wirklichkeit auch ein schwach leuchtender Nebel sein. Wenn ich den dann einfach per Farbkorrektur auf "Grau" setze, verfälsche ich die Farben im ganzen Bild... Schwierige Sache. Am besten ist, man findet eine deutlich tiefere Aufnahme der gleichen Region, so dass man solche Fehler ausschließen kann. Wie hier aber bereits in vielen der Kommenatre festgestellt wurde, sind solche tiefen Aufnahmen sehr selten.
Die endgültige Farbgebung eines Astrofotos ist (wie wir bisher alle hier festgestellt haben) letztendlich immer eigene Geschmacksache. Bernd Koch, mein Co-Autor im Buch "Digitale Astrofotografie" dreht die Farbintensität z.B. deutlich stärker auf als ich. Ich finde es manchmal zu "poppig bunt", aber auch das ist Geschmacksache.
Mit eigenen Augen hat die Farben dieser Objekte bisher noch kein Mensch gesehen ... und wenn wir den Himmel so darstellen wollten, wie wir ihn mit dem blossen Auge sehen würden, dürften wir sowieso keine 20Da oder Baader-Modifikationen verwenden - deren Bilder sind IMMER rotstichig! Mach' mal mit Deiner Kamera eine Landschaftsaufnahme: Da werden Dir alle Leser der anderen Fotocommunity-Bereiche sagen, dass die "viel zu rot sei"... ;-)
Viele Grüße,
Axel
Christian Rigel 16/03/2009 22:35
Hallo Axelkein Problem ! Mit Dir so zu diskutieren finde ich sehr gut und bereichernd !
Zuerst möchte ich Dir mal meine Einstellung zur Bildbearbeitung erläutern und Dich gleichzeitig fragen wie Du das siehst !?
MIt der Bildbearbeitung gleicht man ja im Grunde genommen die "Fehler" aus, welche durch eine nicht perfekt abbildende Optik(Vignettierung,...usw) , Aufnahmebedingungen und eine nicht optimal aufnehmende Kamera(schlechtes Signal-Rausch-Verhältnis, unterschiedl. Farbempfindlichkeit,
...usw) entstehen.
Ob nun mit dieser oder jener Kamera aufgenommen wird spielt eine relativ untergeordnete Rolle - das Resultat müsste am Schluss ähnlich aussehen - wenn es denn gelingt alle Eigenschaften des Aufnahmesystems zu erkennen und zu korrigieren - selbstverständlich ohne Reinrechnen nicht vorhandener Informationen.
Nun zur Gewichtung der Farben:
Bei der 20Da ist eine recht ausgeglichene Farbbalance festzustellen. Das der Rotanteil 3.5mal kleiner sein soll, kann ich nicht bestätigen - wenn Du willst maile ich Dir gerne eine Rohaufnahme.
Und zu Deinem Beispiel:
Wenn die Kamera in einem Wellenlängenbereich empfindlicher ist und im anderen weniger, sind ja in beiden Farbkanälen Informationen vorhanden, nur unterschiedlich gewichtet, da dünkt es mich legitim diese entsprechend der Kameraeigenschaften auszugleichen. Die Farbgewichtung wird bei Astro-CCD-Kameras ja bekanntlich auch gemacht, nur halt über mehr oder weniger Einzelbelichtungen. Wenn Du die Gradationskurve oder die Kontrastfunktion im Photoshop anwendest, veränderst Du die Gewichtung ebenso, nur in jedem Kanal gleich stark.
Und das letzte Quäntchen ist dann noch Geschmacksache...da geb ich Dir Recht :-)
Also , wie siehst Du das ?
Wünsche Dir noch einen schönen Abend
LG Christian
Peter Knappert 16/03/2009 20:39
Hallo Axel,Sehr schöne Aufnahme mit tollen Dunkelwolken und farblich "fast" richtigen Nebel- und Sternfarben !
Es gibt nicht sehr viele Aufnahmen auf denen der Pferdekopfnebel wie auf Deiner Aufnahme so richtig plastisch erscheint !
Interessant ist die Diskussion mit der 20da. Es stimmt aber, dass die 20da sehr "bonbonfarben" aufnimmt, wie ich schon selber testen konnte. Daher hab ich mir damals meine 30d von Baader auf den ACF-Filter umbauen lassen, der bringt nämlich die ausgeglicheneren Farben von H-alpha,Blau und Grün.So modifiziert stimmt in etwa das Farbgleichgewicht. Das sieht man auch auf Christians Orion Region. Die künstliche Einfärbung bestimmter Regionen und die violette Überbetonung der H-Beta Anteile im Bereich von 480-500 nm (kommt von 20da) und der Sterne ist da offensichtlicht, stört aber die Ästhetik nicht, lediglich etwas den wissenschaflichen Gehalt. Astrobildbearbeitung ist halt immer etwas sehr individuelles und stark vom eigenen Geschmack abhängig.
LG Peter
Axel Martin 16/03/2009 8:13
Hallo Christian,Mit einer einzigen Aufnahme, geht das aber nicht. Oder machts Du einfach eine stärkere Betonung des Rotkanals? So einfach ist das in meinen Augen jedoch nicht!
Die EOS 20Da "sieht" nun einmal bauartbedingt etwa 3,5x mehr Grün-Blau als Rot. Wenn ich das ausgleichen will, müsste ich den Rotkanal aus einer 3,5x länger belichteten Aufnahme (35min-Einzelbelichtungen) nehmen und mit dem Grün- und Blaukanal der hier verwendeten 10min-Belichtungen kombinieren. Durch ein einfaches "mehr Aufdrehen" das vorhandenen Rot, habe ich nicht den gleichen Effekt!
Beispiel: Angenommen, ein schwacher Nebel (gerade an der Nachweisgrenze für den Blau- und Grünkanal) hat gleichviel H-alpha- wie H-beta-Anteil. Mit einer Kamera, die alle Farben gleichstark sieht, hätte der Nebel auf dem Bild sowohl Rot- als auch Blauanteile. Ist die Kamera dagegen im Roten deutlich unempfindlicher als im Blauen, sieht sie im Roten gar nichts mehr vom Nebel! Da hilft dann auch kein Betonen des Rotanteils. Wo die Kamera kein Rot mehr sieht, kann ich auch keins Reinrechnen!
Nichts für Ungut, das ist nur meine persönliche Meinung. Wenn Du es schöner findest, die Aufnahme farblich so zu gestalten, dass sie dem (von alten chemischen Aufnahmen) gewohnten Farbeindruck nahe kommt, so ist das auch für mich durchaus o.k.. Wie Bernhard Fink schon sagte: "...der [Geschmack] ist ja bekanntlich verschieden."
LG,
Axel
Christian Rigel 15/03/2009 22:24
Hallo Axeldie Aufnahme hat eine enorme Tiefe, das finde ich gut bei Deiner Aufnahme !
In Bezug auf die Farbgebung bei der 20Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Grün am stärksten kommt und dass es absolut möglich ist, die Farbbalance mit entsprechender Bearbeitung korrekt hinzubekommen.
LG Christian
Axel Martin 15/03/2009 21:18
Hallo,vielen Dank für die positiven Kommentare.
@ Bernhard Fink
Das mit den relativ schwachen Rottönen liegt an der verwendeten Kamera:
Vom Blauen bis zum Grünen (300nm bis 500nm) haben die üblicherweise in Canon-Kameras verwendeten Sensorfilter eine Transmission um die 90%.
Zum Roten hin sieht es dagegen deutlich anders aus: Der Sensor-Filter einer "normalen" EOS hat bei H-alpha (je nach Modell leicht verschieden) im Schnitt nur eine Transmission von 8%. Der der hier verwendeten EOS 20Da hat eine Transmission von ca. 24%, also ca. 3x mehr. Der heute meist verwendte Baader-Filter hat bei H-alpha dagegen immer noch eine Transmission von über 90% - also noch einmal 3,5x mehr als der der EOS 20Da!
Da ist es dann klar, dass bei einer "alten" 20Da die Blautöne deutlich dominanter erscheinen, als bei den heute meist verwendten Baader-Umbauten.
LG,
Axel
Bernhard F. 15/03/2009 15:42
hay axel.wieder eine schöne, zwar sehr alte aber dennoch nicht weniger interessante aufnahme.
schönes widefield.
das blau und schwarz finde ich sehr schön, allerdings fehlt dadurch doch etwas mehr rot, für meinen geschmack, aber der ist ja bekanntlich verschieden.
vg bernhard
Pixelraini 14/03/2009 18:30
Ganz toll AxelSo hab ich dieses Gebiet noch nie gesehen.
Da hat sich die Stunde hinter dem FK-Okular gelohnt.
Aber auch die Bearbeitung hast du gut im Griff.
LG Rainer
Sighard Schraebler 14/03/2009 15:44
Irre, dieser Dynamikumfang.LG Sighard
Mayr Bernd 14/03/2009 10:01
Hallo Axel,wunderschön gemachte und verarbeitete Aufnahme des Oriongebietes.Gratuliere.
Lg
Bernhard