Gedankenreise
Der/Die FotografIn schreibt: "...wenn man in ein Verkehrsmittel steigt und die Fahrgäste beobachtet, wird man schnell sehen, wie sie sich in Gedanken verlieren in den Bildern, die vor ihren Augen vorbei gleiten.
Ich war von dieser Beobachtung gefesselt und würde wohl gern wissen was...."
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Commenti
39
La discussione di questa foto è stata disattivata.
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 01/08/2021 9:26
Hier ist die Diskussion beendet.Agora wird hier fortgesetzt:
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 01/08/2021 9:26
Frank Gürtler schreibt:“1. Herzlichen Dank allen, die sich mit dm Bild beschäftigt haben und auch der Situation verfallen sind.
2. Bei all den Gedanken zur Gedankenreise sei angemerkt, der Moment hat mich gefesselt und ich unterlag ein wenig der Gewalt des Augenblickes.
3. Es ist nicht jeder Moment im Detail vorhersehbar oder gar berechenbar, und daher hat es auch etwas von dem Glück im richtigen Moment…
den richtigen Drücker gehabt zu haben.
4. Ich bin leider kein Mensch der voll von Philosophie ist und daher rührt es mein Herz über die Gedanken, Verse und Mutmaßungen zu dieser Aufnahme.
5. Diese Bild ist am 06.06.2021 entstanden bei einer alltäglichen Linienbusfahrt. Vielleicht war ich auch noch etwas benommen von guten Wein unseres fast Lieblingsitalieners, den wir nach langer Coronaabstinenz wieder besucht haben.
6. Das betrachten im Nachhinein und der Wirkung einer vermutlich völlig anderen Zeit hat mich veranlasst, es in der Agora Bilddiskusion Intensiv anzutragen, in der Hoffnung, dass es dieser Rubrik genügt.
Ich danke nochmals allen, die sich in dieses Bild vertieft und vielleicht wie ich auf eine Gedankenreise eingelassen haben.
Frank Gürtler
Mitglied in der FC seit 2005”
Beate Zaschke 31/07/2021 22:23
Super, Frank!! Streetfotografie vom Feinsten! Eine ganz fantastische Komposition! LG BeateT. Schiffers 31/07/2021 18:04
sehr cooles gesamtbildwerk...einfach nur gut.tinoframebyframe 31/07/2021 16:00
Das Mädchen scheint eher zu grübeln über Dinge, die sich dem Betrachter nicht erschliessen wollen; eher ein Insichgekehrtsein denn eine Reise. Bei den klassischen Vergleichsaufnahmen zu dem Thema sieht man, dass eine vorbeiziehende Landschaft den Fahrgast schon vorher gedanklich auf eine Reise schicken vermag. Hier hingegen rauscht der Bus an einer Mauer (oder Fahrbahn) vorbei. Eigentlich zum Nagelbeissen. Dann ist da noch der Hut, ohne den das Bild den eigentlichen Anreiz zum hinschauen verlieren würde. Das Mädchen alleine könnte auch als introvertiertes Portrait durchgehen. Der Hut auf dem anderen Fahrgast gibt dem Bild doch einen spannenden Moment, weil man Mutmaßungen anstellen kann, wer mit Hut wohin fährt? Kompositorisch ist das Bild schon ausgewogegen mit den Elementen Hut und Mädchen im Busgefüge. Wegen der Mauer, die ein Ausschweifen der Gedanken zumauert, sucht man aber vergeblich nach Hinweisen, wie der Gast mit Hut denn aussehen könnte als weiteren Fixpunkt. Dahin hätte die Reise auch gehen können. Schon ein ansprechendes Bild, mit Hut. Die Rahmung setzt Akzente, sperrt das Bild aber ein, so dass es vielleicht besser Szene im Bus mit Mädchen und Fahrgast mit Hut heissen sollte.neue Bilder 1010 30/07/2021 6:00
Typisch ist das nicht, dass jemand hinaus schaut aus dem Bus, ob er fährt oder nicht. Begrenzt ist der Blick sonst aufs Display des Smartphones. Kaum jemand nimmt Notiz dann von dem, der daneben steht oder sitzt, in diesen Zeiten muß Abstand sein!Was ich hier sehe? Ein Bild mit vielen Gedanken. Der Mensch im Bus kann es sich leisten, sich in seinen Gedanken zu verlieren oder in den Bildern, die vorbei rauschen - aber er muß immer wissen, welches der nächste Halt ist.
Entspricht die Leere draußen der Leere innen? Was lenkt den Blick nach draußen? Ist es die Faszination des Ausblicks, sei es auf das Werbeplakat, sei es auf den Park oder die Dauerbaustelle? Wir wissen es nicht. Der Ausblick bringt Abwechslung in die gewohnte Busfahrt. Versetzt in Staunen, bis dahin dass der Mensch sich in Gedanken verliert und vergißt auszusteigen. Je nach dem kann der Blick aus dem fahrenden Bus sein, wie die wechselnden Bilder eines Films.
Ob Kind, ob Mann mit Hut, Halt braucht der Mensch und den geben Stangen und Griffe in den Kurven, die gefahren werden, wer sitzt ist klar im Vorteil. Aber wer will schon anfassen, wer will berühren, was krank machen kann?
Halt sucht der Blick im Drinnen und Draußen, da ist nichts als der Bordstein, sauber gefegt, kein Schlamm, kein Wasser, kein Unrat, da ist keine Gefahr. Vorbei scheint die Zeit, in der Blicke sich trafen im Bus, in der Bahn. Was bleibt, ist die Stimme die sagt
„Nächster Halt: ….“
Der Mensch sucht Anhaltspunkte. Haltestellen mußten verlegt werden. Es gibt Strassen, da hält kein Bus mehr, selbst ganze Strassen können verschwinden, ganze Busse können wegschwimmen, wie gut, wenn Helfer kommen von ferne, entlang an den Bordsteinen, die das Land durchziehen, die Verbindung schaffen, wenn sich auf machen, die sehen, was los ist. Wie gut, wenn der Blick Halt findet. Keiner weiß wohin, keiner weiß woher, ob kreuz oder quer. Typisch ist das nicht.
fotobücher 27/07/2021 20:06
Fotos können in eine andere Zeit und einen anderen Ort transportieren. Bei diesem zeitlosen Bild passiert mir das auch. Ich fühle mich in die 50er Jahre in das Chile von Sergio Larrain oder das London, wie es Robert Frank sah gehoben. Das Bild ist vielleicht nicht alt, aber nur wenige Hinweise machen dies deutlich. Welch ein Glück, wer hier den Blick, den Moment und die Kamera erkennt. Hut ab, wem dies konsistent gelingt. Normalerweise erfordert das viel Arbeit, viel Einkehr und Sehen, um zu Erkennen.Ein angenehmes, harmonisches Bild. Zeitlos, mit der Lizenz mit eigener Fantasie aufzufüllen.
Danke für‘s Zeigen an den Fotografen oder die Fotografin.
wittebuxe 27/07/2021 11:29
Dass die beiden nichts miteinander zu tun haben, ist schier mit den Händen greifbar. Dass sie ganz für sich bleiben und nichts miteinander zu tun haben (wollen), obwohl sie sich im selben, kleinen Raum befinden, scheint mir eine der Schlüsselaussagen des Fotos zu sein. Es verbindet sie allein der Fakt, irgendwohin transportiert zu werden: dazu muss man voneinander nichts wissen. Beim Einstieg ein kurzer Blick, ein schnelles Abschätzen, das Notwendigste halt.Die Anmutung des Fotos versetzt mich in den Neorealismus des italienischen Films der frühen Nachkriegsjahre ("Fahrraddiebe", das südländisch anmutende Mädchen, der Hut des Herrn, das Schwarz/Weiß), aber der Druckknopf für die nächste Haltstelle führt diese Illusion ad Absurdum. Bei der Recherche, ob die Hutform in den ital. Nachkriegsjahren eine übliche war, wurde ich nicht fündig.
Aber: Dies Bild schickt mich auf eine nachdenkliche Reise in die Vergangenheit.
colourwild pictures 27/07/2021 8:24
Eine unglaublich lange Geschichte; ideal erzählt mit dem Licht und dem Kontrast!_visual_notes_ 27/07/2021 3:11
Jeder, der schon einmal in einem Bus fotografiert hat, kann ein Lied davon singen, wie dunkel es oft drinnen ist und wie hell draußen. Ich bin deshalb gleich voll des Lobes wegen der Linie draußen, entlang seines Blicks. Und dann wie das Licht auf den Hut fällt!Dass die Kleine in die andere Richtung sinniert ... sollte das Foto "staged" sein, ist das unheimlich gut gedacht-gemacht, und sollte es "candid" sein, ist das ein sehr gut beobachteter und eingefangener Moment.
Ich sehe da noch quasi ein drittes Gesicht, aber es stört nicht den Gesamteindruck. Ein absolut gelungenes Foto.
Matthias von Schramm 26/07/2021 17:33
Es gab mal Zeiten in der FC als mehr über das Passepartout geurteilt wurde, als über das Foto. Heute und hier in Agora scheint das dankenswerter Weise nicht so zu sein.Das Problem, welches ich mit diesem Bild habe, dass ich an ihm nichts kritisieren kann. Im Gegensatz zu den meisten Agora-Exponaten gradezu perfekt und das obwohl das Foto über einen sehr komplexen grafischen Linienaufbau verfügt. Da sind die Haltestangen im (wahrscheinlich) Bus. Die geschwungenen Linien an den Sitzen. Der Hut einer sitzenden Person, die Kurve an der Stirn des Kindes, die feinen Lichtreflexe am Kinderkopf und im inneren des Fahrzeugs, die großen kantigen Fenster, die Linien auf Asphalt und/oder Pflaster. Das alles ist im analogen Charme von Altmeistern dieser Art der Fotografie festgehalten worden. Eine tiefe Atmosphäre, wie in einer Romanverfilmung. Das in Gedanken versunkene Kind mit dem Fingern im Gesicht - die unbekannte Person, die nach zu erkennender Kopfhaltung aus dem Fenster in die Ferne schweift. Das Bild mit Hut und Textilmuster am Kleidungsstück des Kindes wirkt wie aus einer vergangenen Zeit. Man kann letztlich aber nicht erkennen, ob es wirklich ein älteres Foto ist, die Elemente vom Inneren des Fahrzeugs sind genügend abstrahiert und könnten neu, aber auch 20 oder 50 Jahre alt sein. Das macht es spannend. Mich würde daher interessieren, wann das Foto gemacht wurde!?
Die beiden Menschen auf dem Bild, die allem Anscheine nach nichts miteinander zutun haben, zumindest im Moment der Aufnahme, erinnern mich an den Spruch von Paul Watzlawick "Man kann nicht nicht kommunizieren". Fotografie ist ein herausragendes Mittel um diese Aussage sehr gut darzustellen.
Gerhard Körsgen 25/07/2021 22:12
Feine Aufnahme.Sehr "erzählend", dabei aber sehr pointiert, fast schon minimalistisch, aber
insbesondere grafisch stringent: Fast wie überall im Leben musste auch hier
das Runde (der Hut) in s Eckige (das Fenster). Die stark strukturierenden
Linien leiten den Blick, begrenzen ihn aber nicht. Dazu etliche Formwiederholungen,
die die ansonsten leicht als zu streng empfindbare Komposition fast unmerklich
auflockern, so dezent ist das. Da greift eins ins andere.
Und das war jetzt nur rein auf das formale bezogen...
...was das Foto auf der interpretatorischen und -Gefühlsebene "kann" haben schon
andere, insbesondere Lucius Sombre , hervorragend beschrieben, dem möchte ich nichts (überflüssiges) hinzufügen.
Ich bin wirklich begeistert !
Mich interessiert jetzt schon wer das war und die Woche ist noch so lang ;-)
wittebuxe 25/07/2021 19:00
Der Fotograf hält einen intimen Blick auf zwei völlig ahnungslose und deshalb authentische Protagonisten.fest. Die diagonale Anordnung derer im weiß umrandeten Rechteck betont - knapp beschnitten - diese Absicht. Die junge Frau hält ihre Finger an/in den Mund. Nägelkauend oder einfach nur sich selbst spürend und nachdenklich? - Spekulation. Alles, was man in diese beiden hineindenkt, stammt wohl eher aus dem Bewussten oder Unbewussten des Betrachters; gleichwohl fühlt man sich aufgefordert, etwas zu beider Stimmung zu sagen.Der Mann scheint ebenfalls versonnen.Sein Hut ist sehr gepflegt, das Hutband liegt korrekt am Filz an, Kniffe, Wölbung und Rand sind unversehrt: offensichtlich (s)ein Augapfel. Er selbst scheint mir jung, das kann aber auch verkehrt sein. Wir müssen uns damit abfinden, dass seine Erscheinung und eine Beurteilung uns größtenteils verschlossen bleibt - viel mehr jedenfalls, als die des Mädchens.
Draußen fallen Sauberkeit und Aufgeräumtheit auf, sie belassen den Blick auf dem Wesentlichen.
Ein ruhiges, sanftes Bild, das beruhigt und besänftigt, viel Raum lässt für persönliche Ein- und Ansichten: wie ein guter Roman, der allzu viele überflüssige Worte weglässt, und dadurch überzeugt.
Ein gutes Foto.
Pik Sibbe 25/07/2021 15:04
Eine interessante Aufnahme einer alltäglichen Situation, bei der man trotz trivialer Umgebung hängen bleibt. Durch s/w-Konvertierung und das gewählte, recht kontrastreiche Licht wird nur das Wesentliche detailliert dargestellt. Es lässt dem Betrachter viel Spielraum bei seinem Kopfkino und für unterschiedliche Interpretationen. Ein Bild, welches zwar keine Geschichte erzählt, sondern eine Momentanaufnahme ist, aber vielleicht eines, welches zahlreiche Interpretationen und Gedanken beim Empfänger auslöst.Rein rationell hab´ ich zwar erst mal den Eindruck, dass das Mädel so überhaupt nix am Hut hat mit dem Mann mit Hut. Und trotzdem schafft der Fotograf durch den markanten und klaren Bildaufbau beim Anschauen eine emotionale Verbindung zwischen den beiden, die ich irgendwie nicht beschreiben oder erklären kann. Es ist, also ob das Mädchen doch ein paar Gedanken über ihn verlöre.
Ein geheimnisvolles Foto, welches viele Fragen und Eindrücke hinterlässt, so dass man sich noch eine Weile damit auseinandersetzt. Deswegen hat diese Aufnahme für mich die beabsichtigte Wirkung erreicht.
kmh 25/07/2021 14:33
Ich mag keine Bilder, die aussehen, wie eine versehentliche Auslösung im falschen Moment, bei denen auch mit viel um die Ecke denken nur mühsam ein vermeintlicher Sinn konstruiert werden kann.Daher mag ich dieses Bild. Es hat mir sofort gefallen, was natürlich keinerlei Qualitätsmerkmal darstellt. Oft sind gerade dies die besten Werke, die man erst nach und nach entdeckt (ist bei Musik auch oft so).
Hier haben wir mehrere gestalterische Elemente, die oft zu einer angenehmen Bildwirkung beitragen. Schwarz/weiß zieht bei solchen Aufnahmen immer. Der behütete Kopf (ohne Gesicht) hat einen geraden Rahmen und einen hohen Kontrast. Das andere Motiv ist vom Rest durch ebenfalls gerade Linien getrennt. Hier tritt Gegensätzliches zutage. Das Mädchen hat ein Gesicht und vermittelt damit einen Ausdruck, der die Stimmung stark beeinflusst. Hier fehlt der Kontrast fast völlig. Teilweise verschwimmt sie mit der Umgebung. Daher bestimmt der Eindruck, den man von ihr hat, den Gesamteindruck. Der Mann ohne Gesicht existiert vornehmlich in der Phantasie des Betrachters. Er könnte alles sein, ein glücklicher oder unglücklicher Mensch, farbig oder weiß, mit oder ohne Brille/Bart....., tätowiert usw.. Man könnte meinen, er sei ein Angestellter, ein Gelehrter aber auch ein Mafioso. Durch den Eindruck, welchen das Mädchen vermittelt, werden aber die meisten denken, dass er nachdenklich aus dem Fenster schaut, evtl. sogar traurig ist. Dazu trägt auch die düstere, graue Bildfärbung bei, welche dem Bild eine gewisse inhaltliche Tiefe verleiht. Natürliche Farben würden den Gesamteindruck stören. Wäre es in Farbe, müsste man in der Bearbeitung erheblich an den Reglern drehen, um eine ähnliche Anmutung zu erzielen.
vG Markus