21.810 15

gestern modern

http://www.fotocommunity.de/blog/agora-bilddiskussion-intensiv

Wichtig:

Hier werden destruktive und/oder verletzende Anmerkungen gelöscht. Wir bitten darum, die Diskussion aufs Bild zu fokussieren und persönliche Streitigkeiten genauso wie irgendwelche Vermutungen über den Bildautor, aus der Diskussion herauszulassen.

1. Das Foto darf noch nicht in der fotocommunity veröffentlicht worden sein
2. Der Fotograf bleibt bis zum Schluss anonym und darf sich erst in einem Schlusskommentar äußern, den er an uns (Bilddiskussion_Intensiv@fotocommunity.net) vorher sendet.
3. Bitte teile uns direkt mit, ob Du als Fotograf ( UserID) nach der Diskussion genannt werden möchtest.
4. Beschreibe, warum Du das Foto genau so aufgenommen hast. Welche Idee steht dahinter?

Commenti 15

La discussione di questa foto è stata disattivata.

  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 14/10/2016 19:22

    Der Fotograf Cadio P bedankt sich und schreibt:

    "Herzlichen Dank für die intensive und teilweise philosophische Auseinandersetzung mit dem gezeigten Bild. Ich werde das Bild demnächst in meinem Profil veröffentlichen und dabei einige der Anregungen von Bernhard B. umsetzen: Darstellung in Farbe (zum Vergleich, wurde ja kontrovers diskutiert), stellenweise abdunkeln oder aufhellen und die Bänke rausstempeln. Die Seebrücke werde ich drinlassen, weil ich solch anspruchsvolle Retuschen noch nicht beherrsche. Es ist mir klar, dass damit fundamentale Kritikpunkte nicht behoben bzw. Alternativen ausgetestet werden können. Dazu müsste man vor Ort neue Aufnahmen machen. Vielleicht hilft es trotzdem ein bisschen, das Bild zu verbessern.

    Zur Location: Ich glaube nicht, dass es sich um eine Bushaltestelle handelt, denn die Öffnung ist der Strasse abgewandt. Den genauen Zweck für dieses Gebäude konnte ich bedauerlicherweise nicht eruieren. Das Bild ist in Deal, Kent, Südengland entstanden. Ich bin dort aufgrund spezieller Umstände gelandet und werde daher wohl kaum so schnell wieder hinkommen, um weitere Varianten auszutesten. Leider. Der Ort ist zwar nicht so pittoresk wie andere Orte an der südenglischen Küste, bietet aber eine Vielzahl spannender Motive. Interessierte können sich mit Streetview die Location ansehen.

    Viele Grüsse
    Cadio"
  • tibbing1 14/10/2016 7:15

    Ein Bild, das kontroverse Diskussionen auslöst ist ohne Zweifel ein Interessantes - da hat
    @RKpictures vollkommen recht. Zitat „Seit längerer Zeit endlich mal wieder ein richtig gutes Foto in der Agora (meine Meinung!). Glückwunsch

    Zum in meinen Augen sehr fragwürdigen lateinischen –„Repetitio est mater stultorum – Wiederholung ist die Mutter der Dummen“???
    Natürlich haben alle die gut durchdachten, sauber strukturierten und ausführlichen Anmerkungen von Bernard B. gelesen – Chapeau für diese Analyse verbunden mit fundierter konstruktiver Kritik – aber wir teilen sie nicht alle – was wiederum in allen anderen Beiträgen nachgelesen werden kann. Wer nun vollständig mit den Ausführungen von Bernard B. übereinstimmt, muss sie, da stimme ich dir @elevatorjwo teilweise zu, nicht unbedingt wiederholen. Interessant an dieser Stelle sind tatsächlich für uns und den Bildautor nur neue inhaltliche oder fotografisch interessante Aspekte bzw. Vertiefungen der bereits Erwähnten. Dafür ist dieses Bild außerordentlich gut geeignet.

    Ich teile ich die Meinung von @W2, die ich jetzt mal „wieder hole“ weil ich sie sehr richtig finde
    Zitat „wenn jemand sehr kluge Gedanken von sich gibt, braucht der Rest des Publikums nicht in Ehrfurcht zu erstarren, sondern darf genau dieselbe oder eine ähnliche oder auch eine vollkommen verquere Meinung haben, oder gar keine, jeder nach seinem Gusto. Sonst wäre die Agora ja keine Agora, sondern "Frontalunterricht" – Zitat Ende - und der ist bekanntermaßen wenig erfolgreich und Spass macht er auch nicht.
  • _visual_notes_ 13/10/2016 23:39

    Nein, Unsinn. Da hilft auch der Exkurs in Lateinische nicht. Es bleibt Unsinn. Wir sind auch keineswegs Narren. "Stulte" ist eine Beleidigung, oder nicht? Jeder hat hier ein Recht auf seine eigene Meinung, und wenn "Bernard B...", der hier übrigens nach meinem Wissen gar keine Bilder und keinen Profiltext zeigt - ist das vielleicht ein Zweitaccount? -, sehr kluge Gedanken von sich gibt, braucht der Rest des Publikums nicht in Erfurcht zu erstarren, sondern darf genau diesebe oder eine ähnliche oder auch eine vollkommen verquere Meinung haben, oder gar keine, jeder nach seinem Gusto. Sonst wäre die Agora ja keine Agora, sondern "Frontalunterricht".
  • elevatorjwo 13/10/2016 23:03

    Repetitio est mater stultorum
    Ich weiss nicht, ob Ihr die Ausführungen von Bernard B. auch gelesen habt.
    Er trifft so gut wie alle Kerne der Dinge.
    Lang aber hilfreich für alle Hobbyfotografen.
    Zum Bild selbst: siehe Bernard B. !!!
  • _visual_notes_ 13/10/2016 1:11

    Ich finde die Mitte gut, gerade auch mit dem Mann.

    Der Himmel ist mir viel zu dunkel, und der Patchwork-Vordergrund viel zu unruhig - beides macht bei einem Architekturfoto m.M.n. keinen Sinn, sondern lenkt nur ab vom Motiv.
  • Clara Hase 11/10/2016 20:15

    irgendwie hab ich das Gemäuer ins Herz geschlossen - schnörkelos, rund, fehlt vermutlich nur ein Tisch noch unterm dem Dach
  • RKPictures 10/10/2016 10:16

    Donnerwetter ! Hier ist schon so viel und so viel Gutes gesagt worden, dass man eigentlich nicht mehr viel ergänzen muss. Ich unterschreibe Mr Brighters Bemerkung hinsichtlich des 'Unfalls' des Mannes mit Handy: er ist quasi das Salz in der Suppe und unterstreicht die Intention der Aufnahme ausgezeichnet ! ;)
    Seit längerer Zeit endlich mal wieder ein richtig gutes Foto in der Agora (meine Meinung!). Glückwunsch.
  • tibbing1 09/10/2016 17:20

    Ein neuer Aspekt ist zwar aufgrund der bereits ausführlichen vorangegangenen Interpretationen nicht ganz einfach, aber einen Versuch ist es wert. Die Seebrücke, die laut Bildautor aus dem Jahr 1957 stammt, hat finde ich hier im Foto schon eine gewisse Bedeutung, da sie architektonisch aus einem anderen Jahrzehnt als der weiße Pavillon stammt, dessen Bauzeit ich doch um einige Jahre später ansetzen würde. Im Bild vereint sind also wie vom Fotograf beabsichtigt, mehrere Zeitabschnitte, wobei zwei durch Architektur und eine wohl eher zufällig durch den Mensch mit seiner Technik bestimmt werden. Allesamt moderne Repräsentanten ihrer Zeit.

    Auch bezogen auf den Bildaufbau bildet die Seebrücke gemeinsam mit dem Horizont eine fast in der Mitte verlaufende Trennlinie, die das Auge lenkt – allerdings nicht bis zum Ende des Piers, sondern bis zum „head down smartphone user", der nun einen „Augenblick“ Aufmerksamkeit bekommt.

    Der Blick wandert weiter zum Bauwerk im Vordergrund. Bei seiner Erbauung wohl im strahlenden Weiß als Schutz- und Sitzgelegenheit und beliebter Treffpunkt von weither sichtbar, wirkt es nun trist, unbenutzt, unbeachtet und dem Verfall preisgegeben. Trostlos eben - dazu passt aber nun ausgezeichnet der graue Himmel und das glaubt man deutlich zu sehen, das unwirtliche Wetter. Könnte ein Tag im November sein.

    Aus diesem Grund finde ich nun auch die s/w Ausführung gut gewählt, da die Tonwerte sich nicht zwischen tiefstem Schwarz und strahlendem Weiß bewegen, sondern die Grauabstufungen dominieren.

    Eine kleine Gedankenbrücke lässt sich auch zu einigen ehemals gut florierenden und beliebten Seebädern schlagen, von denen viele nun mit wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen haben und für Instandhaltungsarbeiten wenig finanzielle Mittel aufbringen können– aber das ist ein anderes Thema und hat mit dem Bild nur indirekt zu tun.

    Mir gefällt das Bild. Der Fotograf hat seine Bildidee und Intention gut umgesetzt. Der von ihm so „bezeichnete Unfall“ stellt sich im Nachhinein als Glücksfall dar und gibt dem Bild eine zusätzliche Interpretationsebene.
  • elstp 09/10/2016 13:14

    Den Pavillon ohne die Landungsbruecke abzubilden, wuerde dem Bild einen anderen inneren Blickwinkel geben und es waere wahrscheinlich aesthetischer, vorausgesetzt, Handybenutzer und Sitzbaenke waeren ebenfalls weg. Das Bild entspraeche dann mehr dem Attribut modern, denn es wuerde den Zeitgeschmack einer zeitlichen Periode am Beispiel des Pavillons ansprechen.

    Den Gedanken an eine Bushaltestelle finde ich legitim, denn der asphaltierte Weg vorn trennt das Gebaeude inhaltlich von der sichtbaren Uferpromenade. Wir befinden uns offenbar auf der Abseite des Gebaeudes, und somit will der Autor wirklich ein Bild, das einen negativen Aspekt wachrufen soll. Koennte das DER eine, der zu vermittelnde Gedanke sein $ (Fragezeichen).

    Der Gedanke, den Verfall eines von Menschen gemachten Objekts dem ewig existierenden Meer gegenueber zu stellen, gefaellt mir, vor allem aus philosophischer Sicht. Bei allem, was wir Menschen erschaffen, was wir als gelungen ansehen, wuenschen wir uns den ewigen Verbleib, alles andere stoert. Manchen Menschen reichen rd. 4 Mrd. Jahre Universum als Ewigkeit noch nicht aus; sie wollen auch wissen, was es vor dem sog. Urknall gab.
  • Bernard B.. 09/10/2016 11:11

    Lieber Fotograf/liebe Fotografin, so wie Sie sicher beim Anblick dieser beiden Bauwerke am Meer kurz innehielten und sich entschlossen, den Anblick fotografisch festzuhalten und anderen eventuell zu zeigen, so verweilt der Blick des Betrachters nun auf dem Bild, das sich Ihnen bot, wohl genauso sinnierend. „Gestern modern“ ist ein leicht nostalgisches Bild (und das Heute wird morgen auch gestern sein), ein leichtes, leises Bild, von zwei Bauwerken am Meer, und über den Wandel von Stil - der Physiognomie des Geistes -, verbunden mit Verfall, vor „ewigem“ Meer.

    Themen, Bedeutungen, Interpretation: Sie legen mit dem Titel und dem Begleittext in das Bild gleich zwei diesen Realitätsausschnitt interpretierende Bedeutungen hinein: erstens, wie der von Ihnen gegebene Titel „Gestern modern“ suggeriert: ein Sinnieren darüber, was gestern modern war, es heute nicht mehr ist, über uns heute unmodern erscheinende Baustile und wohl im weiteren Sinne über den Wandel des Geschmacks und das Vergängliche; dann im Begleittext erwähnen Sie, dass Sie den beginnenden Verfall und die leichten Alterungserscheinungen festhalten und fotografisch ausdrücken wollten – das wäre dann aber wohl nicht das Thema „Gestern modern“, sondern „Gestern neu“? – Beide Themen sind natürlich, wenn nicht trivial, so doch allgegenwärtig zu beobachten; das Foto dient zu dessen schlichter Illustrierung anhand eines oder zweier Bauwerke (mehr kann und will ein solch eher dem dokumentarischen Stil zugehöriges Foto wie das vorliegende ja auch nicht leisten).

    Komposition der Objekte im Foto: Ein kompositorischer Wille ist für mich erkennbar, und die Komposition erscheint mir harmonisch-ausgeglichen und dem Thema angemessen, strebt man ein Foto eher im unpersönlich-dokumentarischen Stil an. Allerdings: Genauso wie mir Ihr zugrundeliegendes Konzept des Bildes angesichts der konkurrierenden Themen nicht ganz klar erfasst erscheint, so ergibt sich mir auf diesem Bild – fast konsequenterweise - keine ausreichend klare Umsetzung des Themas: zu viele Objekte, die die Aufmerksamkeit des Betrachters mal hierhin, mal dorthin springen lässt: der Mensch, der die Aufmerksamkeit sofort auf sich lenkt, ohne das beabsichtigte Thema zu sein („Unfall“), dann die motivlos hellen Stellen im Bild links und rechts, das vordere Objekt, der dramatische Himmel, und das Meer, dann das hintere Objekt, und da die verfallende Bausubstanz, die zwei Bänke – wo bleibt DER eine Gedanke, das eine Empfinden, das Sie vermitteln wollen? Oder doch nur ein schlichtes dokumentierendes Foto mit einem Hauch unbeabsichtigter Vitalität?

    Dazu einige bescheidene Vorschläge, was ich verändern würde, basierend auf der Bildidee, die mir hier zu vermitteln nahegelegen scheint, zunächst für die Nachbearbeitung des vorliegenden Fotos, danach für das erneute Fotografieren an diesem Ort, wenn möglich: Ein erstes Mittel in der Nachbearbeitung: dem Abbild des Himmels im Foto etwas unmotivierte Dramatik zu nehmen und es von oben um etwa die Hälfte in der Höhe zu croppen; Grund: es hat keinen Bezug zum Thema/Ihren beiden Themen, lenkt nur ab. Eine weitere Ablenkung, auf die der Blick naturgemäß sogleich geht: die hellen Flächen: links die Wand, Mitte rechts das Meer, wo man abdunkeln könnte. Den dunklen oberen Teil des „Pilzes“ und seiner „Lamellen“ würde ich aufhellen, um optisch mehr Homogenität der Form zu erreichen.

    Zum Punkt „Zwei Bauwerke ins Bild setzen“, wofür Sie als Grund drei Gemeinsamkeiten angeben (beide Bauwerke schon älter, aus Beton, beginnender Verfall): diese Gemeinsamkeiten kann man auf diesem Foto nicht erkennen, da erstens das ganze Foto nicht besonders (aber doch noch für mich ausreichend) scharf ist (das Foto mag auf Monitoren mit geringer Auflösung scharf erscheinen), zweitens das hintere Objekt auf dem Foto viel zu klein ist, um solche Gemeinsamkeiten erkennen zu können; ein optisches Zusammenrücken der beiden Objekte hätten Sie erreichen können durch größeren Abstand vom Aufnahmegegenstand und dabei Verwenden einer mittleren bis höheren Telebrennweite.

    Als Betrachter kann ich nur einen leichten formalen Zusammenhang zwischen den beiden Bauwerken feststellen (länglich-flache Form, hinteres Bauwerk optisch gefällig als Abschluss unter dem linken Rand des Scheibendaches platziert, und dem Foto optische Räumlichkeit verleihend), jedoch keinen erkennbaren inhaltlichen Grund, der es mir sinnvoll erscheinen lassen würde, die hintere Landungsbrücke mit Gebäude „ins Bild zu setzen“, abgesehen von einem angesichts des Fotothemas unnötigen Einbettens dieses vorderen Bauwerks (Pavillons?) in den landscape-seacape-Kontext. Im Gegenteil, das Miteinbeziehen des Landungsstegs und Gebäudes an dessen Ende in das Foto schwächt die Aussage des Fotos, so wie ich sie interpretiere, formal und inhaltlich beträchtlich: formal, da die Linie des Landungsstegs die das Bild und das vordere Bauwerk fast mittig teilende Horizontlinie stark unterstreicht, somit das Bild des vorderen Bauwerks und das gesamte Bild durchschneidet, was auf mich leicht unharmonisch wirkt - und inhaltlich, weil das beabsichtigte Foto-Thema von Ihnen ja Gestern modern (oder für Sie eigentlich Gestern neu) ist und das hintere Bauwerk dazu nichts beiträgt, ja ablenkt: um wieviel mehr würde die Bildaussage an Deutlichkeit und Wirkung gewinnen mit einem anderen Standpunkt bei der Aufnahme und einem anderem Fokus, nämlich nur auf diesem seltsamen Bauwerk am Meer in diesem zeitgebundenen architektonischen Stil. Deswegen würde ich, wenn möglich, an diesem Ort nochmals fotografieren, mit einem
    Anderen Ansatz: Ich würde eine weniger dokumentarische Aufnahme, dafür einen persönlicheren Ansatz wagen, interpretativer, expressiver für das Thema „Gestern modern“/architektonischer Stilwandel/Verfall, sei es auch nur an diesem schlichten Objekt illustriert, und durchaus mit Einbezug des Meeres, das Bauwerk und Lage in dieser Relation noch bizarrer erscheinen lässt, und ein Ansatz, wo stärker auf die Formensprache dieses Bauwerkes abgehoben wird: Kreisscheibe, Kreisbögen, Geraden, Trichter - Spiel von zeitlosen Formen, die Stil werden und schließlich von der Zeit überholt werden – Standpunkt also näher, tiefer, eventuell näher an der hellen Bodenplatte rechts unten, und so, dass die mir stilistisch unpassend erscheinenden „Flügelenden“ des Bauwerkes kaum sichtbar sind, dafür der sicher formal interessante Übergang des vieleckigen Trichters von der Vertikalen in die Horizontale und die dann besser darstellbaren sich verringernden Lamellenabstände dieses „Pilzes“, die Dynamik ins Bild bringen; und man würde auch die Öffnungen links und rechts des Trichters zum Hintergrund ganz offen haben, die Formen würden alle dynamischer erscheinen, und die Kreisscheibe runder, voller. Natürlich wäre das ein ziemlich anderes Bild, und das wäre auch gut so, mit deutlich stärker vermittelter Aussage für mich, und auch ästhetisch ansprechender.

    Der Eindruck der Räumlichkeit würde durch die Beschränkung auf nur dieses Objekt und das Meer gewahrt bleiben, ja die größere Nähe zum Objekt würde den Verfall durch mangelnde Instandhaltung noch deutlicher sichtbar werden lassen (am deutlichsten wird der Verfall für mich hier jedoch sichtbar an der Pflanze und der Blume auf dem Dach). Außerdem würde ich dies bei klarem Himmel und direkterem seitlichen Licht (größerer Eindruck von Räumlichkeit durch Licht und Schatten) fotografieren.

    S/w: Ihre Begründung, warum Sie das Bild in schwarz-weiß gewandelt haben (nämlich: den beginnenden Verfall ausdrücken wollen) erscheint mir nicht durchdacht, ein gedanklicher Schnellschuss; keiner der üblichen Gründe, warum man für ein Foto s/w wählt, liegt hier vor, auch nicht der mancher Fotografen, die überholte oder hinfällig gewordene ästhetische Formeln mechanisch wiederholen; durch ihre Entscheidung für s/w und die zusätzliche Tönung soll, so sehe ich das, der Eindruck erweckt werden, das Foto sei in einer Zeit entstanden, in der s/w üblich war, also zu einer Zeit, die der Zeit der Entstehung der zwei Bauwerke wesentlich näher liegt, eben „gestern modern“. Der zeitliche Gegensatz, der spannungsgeladene Kontrast Heute - Gestern, wird so künstlich verkürzt, die sichtbaren Verfallserscheinungen, die Sie zeigen wollen, werden in diesem Zusammenhang somit unplausibel; Sie erreichen durch die s/w-Konvertierung also das Gegenteil des angestrebten Effekts. Außerdem läuft das Bild des Smartphones des Mannes der von Ihnen mit s/w beabsichtigten Wirkung zuwider - das Foto in Farbe würde zudem den Verfall realistischer-härter zeigen.

    Zum Thema dieses Menschen im Foto: Der Punkt mit dem Menschen, der ins Bild ging („Unfall“, wobei mir nicht ganz klar ist, wie einem so ein Unfall bei ausreichender Zeit für die Aufnahme eines statischen Objekts passieren kann und man das nicht gleich beim Check des Bildes auf dem Kameramonitor merkt und dann die Aufnahme wiederholt, sondern erst viel später, am Computer): ob man das Abbild des Menschen im Foto behält oder nicht, ist natürlich rein subjektiv, wie alles in und über Fotografie. Das Abbild eines Menschen auf einem Foto ist immer der erste Blickfang in ihm, eben human interest, es lässt das Foto im wörtlichen Sinn lebendiger und merk-würdiger erscheinen (sein Smartphone erhöht zugegebenermaßen den Kontrast zum Baustil und zum Verfall und situiert das Foto zeitlich in etwa). Allerdings ändert sich mit der Einbeziehung von Menschen im Foto auch der Akzent des ganzen Fotos deutlich: beim Betrachten sucht man nach Hinweisen, um mehr über ihn/sie zu erfahren, man stellt sich Fragen, auf einmal wird das Ganze zu einer Szene, man will sich eine kleine Geschichte zusammenreimen können: das Foto erhält ein narratives Element. Und da ist das Foto auf einmal ein anderes als das ursprünglich geplante – will man das? - Wollte ich so viel schreiben? (Meine Bildbesprechungen woanders fallen sonst immer etwas kürzer aus, es lag wohl an Ihrem Bild ;) ). Danke für Ihre Geduld. Was ich immer noch nicht herausgefunden habe, ist, wo diese bizarre Bushaltestelle am Meer oder wozu auch immer dieses Gebilde dienen soll, steht.
  • Clara Hase 08/10/2016 19:37

    mir gefällt das Bild ausnehmend gut
    aufgeräumt und doch sichtbar
    diagonale Linie, horizontale Linie - bilden ein spannunggebendes Dreieck
    Senkrecht dann dieses Betonbauwerk, welches mit frischer farbe garantiert wieder Glanz bekäme.
    Der Handyglitscher zeigt, das das Foto aus diesen Tagen ist - sich also zwei Zeiten im Bild befinden.
    Der dramatische Himmel hebt das Ganze gut in unseren Sichtpunkt

    die Bildstimmung ist eher kühl
  • Mr. Brighter 08/10/2016 17:26

    Gerne schließe ich mich den Ausführungen von "elstp" an.
    Und was es mit dem von Dir beschriebenen Unfall anbetrifft, ohne ihn wäre das Bild leblos.
    Der Mann mit dem Handy symbolisiert für mich das Einst und zeigt mir perfekt das Jetzt.
    Gruß
    Mr. Brighter
  • elstp 08/10/2016 14:16

    Die grafische Anordnung der beiden Bauwerke ist sehr gut gelungen, finde ich. DIe Uferpromenade und die Bruecke bilden einen spitzen Winkel, und das Dach des Pavillons sieht man parallel zur Bruecke. Die Stuetzwaende des Pavillons sind gewichtig genug, um das luftige Gebilde als das Hauptmotiv zu praesentieren, ohne dass sie von der Oertlichkeit viel verdecken. Der Autor hat also einen guenstigen Standort gefunden.

    Der bewoelkte Himmel unterstuetzt die s-w-Darstellung, so dass die Alterung des Pavillons dabei nicht untergeht; sie passt sehr gut zu einem der Seewitterung ausgesetzten Gebaeude.

    Der Handy-Benutzer ist vielleicht wirklich eine Art Unfall, aber das ist der Mensch an sich ohnehin. Ein Unfall mit gluecklichem Ausgang, will mir scheinen, denn seine Schwaechen kann der Mensch durch seine Faehigkeit zur Kommunikation, also die Gabe, sich verstaendlich zu machen, ausgleichen und so durch ein Miteinander Loesungen finden, die manchmal sogar genial sind.
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 07/10/2016 18:35

    Der Fotograf schreibt:

    "Bildidee: Ich wollte die beiden, schon etwas älteren Betonbauwerke, die überdachte Sitzgelegenheit und die Seebrücke (von 1957) gemeinsam ins Bild setzen. Zum Zeitpunkt der Erstellung sicher beides moderne Bauwerke, bei denen heute schon leichte Alterungserscheinungen erkennbar sind. Diesen beginnenden "Verfall" wollte ich mit der Umwandlung in Schwarzweiss zum Ausdruck bringen. Architekturfotografie gehört sicher nicht zu meinen fotografischen Schwerpunkten. Hier habe ich mich bemüht, einen Bildausschnitt zu finden, der die überdachte Sitzgelegenheit im Vordergrund vorteilhaft zur Geltung bringt und gleichzeitig die Location mit der Seebrücke zeigt. Der Mann mit dem Handy ist eigentlich ein "Unfall" (ich habe ihn nicht bemerkt). Weil er das Bild meiner Meinung nach belebt, habe ich ihn belassen.

    Exif-Daten: Nikon D 700, Blende 8, ISO 200, Belichtungszeit: 1/400 S., Brennweite 45 mm"