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Güterzug-Lokführers Liebling

Güterzug-Lokführers Liebling

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Güterzug-Lokführers Liebling

Güterzüge gibt es in nahezu allen Variationen: Neben den schnellen Zügen des kombinierten Verkehr, welche nachts mit bis zu 140 km/h die Wirtschaftszentren der Republik verbinden sind auch Ganzzüge (Kesselwagen, Autotransportwagen, Schüttgüter, ...) weit verbreitet. In den letzten Jahren immer weniger geworden sind die "klassischen" gemischten Güterzüge, welche aus Wagen unterschiedlicher Typen und Eigentümer bestehen und unterschiedliche Ladungen transportieren. Die zwischen den Zugbildungsanlagen (umgangssprachlich auch Rangierbahnhöfe genannt) verkehrenden Züge des Einzelwagenverkehr (Zuggattung EZ) werden dabei aus verschiedenen Übergaben und Anschlüssen gespeist.

In der Zugbildungsanlage, welche der Zug zum Ziel hat wird dieser dann für den sogenannten Ablaufbetrieb vorbereitet: Anhand der übermittelten Daten über die Reihenfolge der Wagen wird entschieden, wo der Zug "lang gemacht" wird (aufdrehen der Schraubenkupplungen und trennen der Bremsleitung). Mithilfe einer Rangierlok, welche sich an das Ende des Zuges setzt wird der Zug dann über eine künstliche Erhöhung im Bahnhof, den sogenannten Ablaufberg gedrückt. Während des Abdrückvorgang werden die durchhängenden Schraubenkupplungen ausgehangen, die ungebremsten Wagen rollen nur durch die Schwerkraft beschleunigt in ein vorbestimmtes Gleis - das Abbremsen, um zu hartes Auflaufen auf die bereits in diesem Gleis stehenden Wagen zu verhindern geschieht entweder durch sogenannte Gleisbremsen, welche mit zwei Balken gegen die Räder drücken oder "klassisch" mit Hemmschuhen.

In diesem sogenannten Richtungsgleis werden neue Züge gebildet um sie dem nächsten Rangier- oder Knotenbahnhof zuzuführen. Dort angekommen werden sie abermals rangiert um sie dann dem jeweiligen Kunden zustellen zu können.

Eine Sonderrolle nehmen dabei Züge mit Schwerwagen (Wagen mit einem hohen Gesamtgewicht oder einer hohen Meterlast) und / oder Lademaßüberschreitungen (z.B. über die Wagenumgrenzung ragende Stahlbleche) ein, welche in den jeweiligen Bahnhöfen eine besondere Behandlung erfahren. So dürfen Wagen mit einem Gewicht über 100 Tonnen beispielsweise nicht über den Ablaufberg gedrückt werden, da nicht gewährleistet werden kann, dass die hohe Geschwindigkeit, welche die Wagen bei der Fahrt vom Ablaufberg ins Tal aufnehmen ausreichend durch die Gleisbremsen reduziert werden kann. Neben Schäden an Fahrzeugen und Ladung kann es durchaus auch passieren, dass die Fahrzeuge dann entgleisen oder andere Rangier- oder Zugfahrten in den Nachbargleisen gefährden.

Einer dieser Züge mit Schwerwagen war im Sommer 2014 der EZ 51035 von Wanne-Eickel nach Nürnberg Rbf, welchen ich mit der führenden 185 062-7 bei Kirch Göns zwischen Gießen und Friedberg ablichten konnte. Bei den Wagen an erster, dritter und vierter Stelle handelt es sich um sechsachsige Schwerlast-Flachwagen, danach folgen vierachsige Wagen für den Transport von Stahlcoils.

"Kurze" (300 bis 400 Meter), dafür aber schwere Güterzüge sind bei Lokführern übrigens recht beliebt: Sie fahren meist recht gut und lassen sich mit verhältnismäßig geringem Energieaufwand am Rollen halten.

Aufnahmedatum: Mittwoch, 2. Juli 2014 - 10:45 Uhr

Commenti 3

  • E03 001 24/08/2016 22:56

    Schöne Aufnahme mit viele Informationen!
    Gut gemacht.
    VG Kevin
  • Tobias Pokallus 23/08/2016 11:16

    Das kommt mir doch alles bekannt vor. So habe ich meine ersten Schritte in Hamm Rbf gemacht und all die von dir genannten Posten durchlaufen...Langmacher, Mann an der Stange, Hemmschuhleger, Zugabfertiger, Rangierer, Lrf...Lediglich die Talbremse blieb den erfahrenen Kollegen vorbehalten, da hier mit der Hemmschuhauswurfbremse gearbeitet wurde und viel Fingerspitzengefühl nötig war. Ach was war das doch eine schöne Zeit im Rbf!

    Gruß Tobi
    Hso Berg
    Hso Berg
    Tobias Pokallus
  • Thomas Reitzel 22/08/2016 18:15

    Klasse!
    Umfassende Dokumentation über den Werdegang eines klassischen Durchgangsgüterzuges früherer Prägung!
    ...und natürlich ein Bild, das beispielhaft für ein Eisenbahnbild an der freien Strecke ist.
    Die erwähnten Schwerwagen sind ebenfalls ein bemerkenswertes Bilddetail.
    BG, Tom