Recycling (7)
Münster, 18. September 2007. Nikon D 100 mit Sigma 18-50 mm f/2,8. JPEG (8 Bit) Fein. ISO 400. 1. 23 mm, 1/180 sec f/10. Blitz. 2 und 3. 20 mm, 1/180 sec f/9. Blitz. 4. 34 mm, 1/320 sec f/9. Bearbeitung: Ulead PhotoImpact 11 (Tonwert- und Kontrastkorrektur).
Andreas Siekmann
* 1961, Hamm, lebt und arbeitet in Berlin
Projekt: Trickle down. Der öffentliche Raum im Zeitalter seiner Privatisierung
Die schönste Ecke in Münster ist rund, sagt der Volksmund, und meint den Erbdrostenhof. Ein barockes Adelspalais des Architekten Johann Conrad Schlaun. Hier, wo 1987 Richard Serra 24 Tonnen Stahl platzierte, hat Andreas Siekmann die ideale Bühne für seine Protestskulptur gefunden. Der Untertitel – „Der öffentliche Raum im Zeitalter seiner Privatisierung“ – legt nahe: Dies ist eine größere Erzählung. Seit 1998 haben sie sich in Deutschlands Innenstädten breit gemacht: Kunststoff-Figuren, meist Tiere imitierend, die „Stadtkunst“ der städtischen Marketing-Abteilungen. In mittlerweile 600 Städten und Gemeinden sollen sie als unverwechselbare Wahrzeichen ein heiteres Profil prägen. Sie sind das stumme Publikum einer umfassenden ökonomischen Transformation, bei der viele Bereiche öffentlichen Lebens in private Hände veräußert werden: Der städtische Raum ist zu einer käuflichen Größe geworden. 13 dieser Figuren hat der Künstler in eine Schrottpresse gesteckt, ihre Trümmer zu einer großen Kugel geformt und sie zusammen vor den Erbdrostenhof gestellt. Eine böse Illustration des „Trickle down“, womit Wirtschaftstheoretiker die These bezeichnen, dass großer Reichtum, wenn er auch nur in den Händen weniger Menschen konzentriert sei, doch in die unteren Schichten der Gesellschaft durchsickere und allen zu Wohlstand verhelfe. Abstrakte ökonomische Prozesse sind kaum in einfache Bilder zu übersetzen. Andreas Siekmann versucht es mit einer typisierten Bildsprache, ähnlich den Piktogrammen. Mit ihnen, die nun die Schrottpresse bedecken und als Fries den Innenhof zieren, zitiert er die Global Player vor den künstlerischen Kadi. Seine Kunst stellt Machtverhältnisse dar, die sonst nur selten abgebildet werden.
http://www.skulptur-projekte.de/kuenstler/siekmann/
sowie Frisch gepresst 1-5.
† werner weis 31/08/2009 18:49
mit dieser Collage
ist alles
aus der alltägliche Kommunikation
zwischen den beiden Kunstwerken und
zwischen den Besuchern und ihnen
real und relativ nüchtern aber dabei vollständig eingefangen
Helene Kramarcsik 03/11/2007 8:32
Ja, das ist eine schlechte Angewohnheit von mir. Wenn ich jemand neu entdecke, arbeite ich mich von hinten nach vorne durch und so komme ich zwangsläufig zum Ende einer Serie zuerst. Gelobe diesbezüglich Besserung und werde nun doch von hinten nach vorne Deine weiteren Bilder betrachten.Du hast Recht, auch im Leben ist nicht alles harmonisch und trotzdem wünscht man sich Harmonie. Da es nicht immer einfach ist, ein Tableau zusammen zu stellen, wo auch die Tonwerte harmonieren bevorzuge ich einen gewissen Abstand unter den jeweiligen Bildern, so tritt dieser Tonwertunterschied nicht so stark in Erscheinung.
Gerade bei solchen Reportageserien ist es nicht einfach immer die selben Lichtsituationen anzutreffen und somit auch gleiche Tonwerte zu erzielen, denn diese Reportagen erstrecken sich meist über Tage.
LG Helene
Helene Kramarcsik 02/11/2007 20:55
Mir gefällt an Deinen Bildern vor allem auch die später folgende Kommunikation. Sie geht viel weiter und tiefer als die oberflächliche Bildbetrachtung mit meist leeren Anmerkungen, wo meist auch kaum auf das Foto und dessen Besonderheiten oder auch Fehler eingegangen wird.Allerdings muß ich mich Helmut anschließen, auch mir wäre das Tableau ohne der Zusatzinformation unverständlich geblieben, wobei mir hier dieses Tableau etwas mehr zusagt, weil es eine Reportage ist und zumindest eines aufzeigt, daß hier tatsächlich auch ein gewisses Interesse herrschte. Allerdings hätte ich die 4 Bilder von einander getrennt, weil damit auch die Einzelaufnahmen als solche besser erkennbar werden und es weniger auffällig wird, daß die Tonwerte nicht so gut zusammen passen.
LG Helene
Helmut Gensler 11/10/2007 19:53
danke für die Hintergründe.ohne das Wissen wäre diese Kunst ziemlich unverständlich. Denn auf dem Bild sieht man nur eine bemalte Schrottkiste.... und was die soll bleibt erst mal offen.
Wir waren jetzt in der Nähe von Göttingen, und da standen im Städtchen auch viele Plastikesel herum. Einfach so,wie auch die Löwen in Golslar (?). Irgendwie ist dieser Marketing-Gag nicht mehr so auf die Stadt projezierbar für mich.