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#23/2024

ohne Beschreibung
- hier handelt es sich um ein Foto -

~.~.~.~

Willkommen zu Agora - Bilddiskussion intensiv
Wir freuen uns, dass Du Dich intensiver mit diesem Foto auseinandersetzen möchtest.

Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos
- NICHT in dessen Bewertung -

~.~.~.~

Diese Leitfragen können Dir dabei helfen, in die Welt des AGORA-Fotos einzutauchen

1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)

~.~.~.~


Auf diese Weise erhältst Du die Möglichkeit, ein Foto eingehend zu erforschen und (möglicherweise) faszinierende und neue Aspekte zu entdecken, die Deine Fotografie auf ein neues Level heben können. Gleichzeitig erfahren die Bildautoren, welche anderen Interpretationen des Fotos existieren. Sie entdecken neue Blickwinkel und können so über ihr Foto und dessen Entstehung nachdenken.

*** Wichtig ***
Wir bitten Dich darum, die Anmerkungen auf das Foto zu fokussieren und um Beachtung unserer Gemeinschaftsstandards:
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*Kommentare, die nichts zur inhaltlichen Diskussion des Bildes beitragen, Fragen zum Prozess, destruktive, bewertende und/oder verletzende Anmerkungen, werden von den TeilnehmerInnen u. LeserInnen gemeldet und durch die fotocommunity Administration geprüft und ggf. geahndet *

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Commenti 19

  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 06/07/2024 4:27

    Jens Riesener schreibt:
    "Liebe Sehende,
    liebe Lesende,
    liebe Kommentierende,

    „Wir treffen uns um halb zwölf an der Uhr.“ So hätte der Titel des Bildes sein können. Es gibt in Hannover, der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, zwei Treffpunkte: „unterm Schwanz“ und „an der Uhr“.
    Der Schwanz gehört zu einem Reiterstandbild am Hauptbahnhof und die Uhr steht am Kröpke, quasi in der Mitte der Stadt. Dort ist immer Leben.

    Und so war es auch an diesem Novembertag, der nicht grau und düster daherkam, sondern mit strahlend blauem Himmel und die Menschen genossen die Strahlen der Novembersonne. ‚Wer weiß, wie es morgen sein wird.‘
    Die Kinder auf diesem Bild spiegeln für mich die Leichtigkeit dieses Tages.

    Kinder lieben die schillernden Seifenblasen und ihnen nachzujagen haben wir wohl alle als Kinder gerne getan. - Wenn ich als Kind eine dieser schlanken Plastikgefässe voller Seifenlauge in den Händen hielt, Seifenblasen pustete und ihnen nachlief, habe ich mindestens die Hälfte der kostbaren Flüssigkeit verschüttet. Sehr schade war es immer.

    So ist das Mädchen mit dem rosa Anorak für mich die Mitte des Bildes, sie verschwand für eine Sekunde hinter der Blase, ebenso der Mann im Hintergrund, vielleicht ein Vater, der auf sein Kind achtete. Der Moment dieses Bildes.

    Viel zu erleben gab es an diesem Tag, viel Lebensfreude und Glück des Augenblicks zu spüren, ich habe die Zeit genossen und versucht, sie auf dem Bild zu zeigen. Die große Kröpkeuhr kann dagegen gerne den „Kopf verlieren“. Sie zeigt ja trotzdem die Zeit an.

    Ein kleiner Einschub:
    Der Gedanke der Vergänglichkeit der Zeit und der Seifenblasen hat mich sehr angesprochen, gerade wenn ich mich an andere Novembertage erinnere, an denen die Sonne nicht schien, die Tage grau und Regen verhangen vergingen mit schweren Gedanken. Der November ist nicht gerade ein beliebter Monat.
    So anders war es an diesem Tag.

    Dieses Bild habe ich nicht verändert, es ist so, wie die Kamera es gespeichert hat. Schneiden, das Bild auf das für mich Wichtigste konzentrieren, ich habe es nicht getan und so ist es ein unvollkommenes Wimmelbild, das ich mag.

    Viele der werten Schreibenden hätten in diesem Moment mehr gestalten können, das erkenne ich gerne an, ich kann es nicht und ich wollte es auch nicht.

    Ich wollte nicht näher an die Kinder im öffentlichen Raum herangehen und sie in ihrer Unbefangenheit stören - von eventuell aufgebrachten Erziehungsberechtigten über mein Fotografieren mal abgesehen.

    Für mich ist es dieser Moment der Unbefangenheit, dem ein Zauber innewohnt, den ich irgendwo verloren habe, den ich gerne suche und wenn ich ihn wiedergefunden habe, für diesen Moment bewahren möchte.

    „Ist das Kunst, oder kann das weg.“ - Kunst ist es auf keinen Fall, und löschen kann es jede und jeder für sich selbst. Ich werde es mir bewahren.

    Verwundert bin ich oft, wie sehr das technische Gerät, mit dem das jeweilige Bild gemacht worden ist, besprochen wird. Dies ist kein Handybild und auch kein Bild einer Amateurknipse, aber auch kein Bild einer Leica.
    Was trägt es aus zu wissen, welche Kamera ich dort in den Händen hielt?
    Macht es das Bild besser oder schlechter?

    Ein Einschub:
    Immer wieder begegnet mir ein leichtes Misstrauen, wenn ich mit einem Fotoapparat durch die Stadt gehe und Bilder mache. Ganz anders  bei Personen, die mit dem Mobiltelefon fotografieren oder sogar Szenen filmen. Da ist scheinbar alles in Ordnung und normal - „machen ja eh alle!“

    Und so danke ich allen, die sich mit meinem Bild beschäftigt haben und wünsche uns den Zauber des Augenblicks, vielleicht in den Gesichtern der Kinder, die uns begegnen und mit ihrer Freude über eine Seifenblase an einem Novembertag reich beschenken.

    Mit herzlichen Grüßen,
    Euer Jens Riesener "
    • Matthias von Schramm 06/07/2024 10:30

      Danke für Deine Ausführungen. Die Kamera macht nicht den Unterschied, aber die Kamera die man dabei hat und mit der man sich wohl fühlt, macht einen Unterschied. Drum setze ich ein X hinter Deine Ausführungen und danke Dir wieder einmal für Deine offenen Worte nach einer Bildvorstellung.
    • _visual_notes_ 06/07/2024 12:21

      "... Misstrauen, wenn ich mit einem Fotoapparat durch die Stadt gehe und Bilder mache. Ganz anders bei Personen, die mit dem Mobiltelefon fotografieren oder sogar Szenen filmen ..."

      Ja, und das Handy postet das dann in Echtzeit auf alle Kanäle - Whatsapp für die Amerikaner, Telegram für die Russen und Tiktok für die Chinesen -, aber wenn du ein paar Fotos für die Fotocommunity Agora  machen willst, gibt's massiv Ärger, hahahaha.
    • Gerhard Körsgen 06/07/2024 12:56

      Die Lebensnähe des Blicks ist das was an dem Foto am meisten beeindruckt.
      In aller Regel ist es so dass man, wie @felixfoto01 weiter unten treffend anmerkte, eine solche Art der Darstellung eher erreicht durch Lockerheit denn durch formale Strenge.
      Und die Leute welche eher "unprofessionelles" Equipment benutzen stehen eher für diese Lockerheit als Menschen die große "gute" Kameras haben.
      Hier ist es gelungen der Szene in der Darstellung die Natürlichkeit zu belassen, trotz evtl. verwendeter auffälligerer "großer" Kamera, was für den Fotografen spricht zumal er ja selbst eher im Licht stand als diejenigen die er fotografierte, also auffallen musste.
      "Geht doch !" möchte ich da sagen ;-)
      Dennoch spricht nach meinem Dafürhalten nichts dagegen die Lockerheit mit dem Formalen zu verbinden um "das Beste beider Welten" zu erreichen: Ein lebensnahes, lockeres Foto welches dennoch auch formal anspricht.
      Das müssen keine Gegensätze sein.
      Je nach Intention des Fotografen.
      So wie es ist bot es jedenfalls viel "Stoff" an, ein gelungener agora-Beitrag in meinen Augen. Daumen hoch.
  • Clara Hase 03/07/2024 15:23

    ein freundlich-Wetter Bild mit Sonne und Schatten am Nebenplatz eines urigen Bahnhofs.
    und nicht nur der - auch die Uhr und ihre Umbauten wirken historisch. Im hinteren linken Teil sitzen launige Gäste an Tischen.
    Der eine Baum trägt gelbgrüne Laub, eigentlich eher herbstlich. Passanten die um den Bahnhof herumgehen tragen auch Jacke oder Mantel am Körper.
    Das Hauptgeschehen neben der Passage ist aber der Seifenblasenmacher.
    Kinder haschen danach, und haben ihre Freude.Se sind noch im Vorschulalter- oder gerade eben eingeschult. Eigentlich finde ich das nicht so gut, wenn Kinder im www gezeigt werden***. Das einzige welches uns sein Gesicht zeigt, hat eine Seifenblase direkt davor - aber irgendwie kann ich doch die Augen dahinter erkennen, das blaue Stirnband, die dunklen Haare. Dazu ein farbfröhlicher Mantel in rose mit roten Drachentieren. Strumpfhose, dicke Stiefel - es ist wohl doch nicht so warm wie man vermuten könnte. Die Hände weit geöffnet um zu erhaschen und doch nur das Platzen der Blase zu erreichen. Der Junge in Gelb ebenso.
    Am rechten Rand unten ist das Halbe Kind was in jeder Familie aufwächst :-) aber auch unten sehr am Rand evtl ein kleines Spielzeug.
    Auch als Erwachsener hat man seine Freude an den Kindern und den Künsten der Seifenblasenmacher.

    *** keine Diskussion darüber bitte.

    PS in der vorschau sehe ich das Bild ja immer wieder. Malt man ein Dreieck nach hinten öffnend steht sie an der Spitze - es geht wohl um sie und weniger um das gesamte Treiben.
    • Horst.F 03/07/2024 16:17

      ... "unten sehr am Rand" m. E. ein Blatt; weitergedacht auch  "evtl ein kleines Spielzeug" - ein nächstes, noch unverändert natürlicheres Spielzeug als die Seifenblasen und doch auch vergänglich wie diese  :-)
  • N. Nescio 03/07/2024 11:32

    Kinder in dynamischer Bewegung mit langen Schatten vor zufälligen Passanten, riesenseifenblasen fangend und spaß habend.  ein Seifenblasen in die freiheit schickender Mann, der damit für kinderspass sorgt. Kleidung entsprechend übergangsZeit. Das ganze auf einem städtischen Platz mit viel städtischen Bauten, vielbesuchtes Kaffeehaus mit Garten und geschlossenen Sonnenschirmen, großem Laubbaum, warm gefärbtem Sonnenlicht, das aber im Foto nicht warm gefärbt ist. Ein sehr lebendiges buntbild des bunten Treibens. Die Ordnung im Bild ist verwirrlich, weil das Gesehene lebendige nicht besonders gestaltet eingefangen wurde. Also lebt das Foto nicht durch kompositionsordnung, sondern durch das spontane, detailreiche Durcheinander, das einlädt die vielen Details zu betrachten und suchen. Mir gefällt es in seiner bunt-lebendigen Vielfalt - sowohl die monströse, raumverkleinernde Uhr und die Strommasten stören mich. Ein wimmelbild. Ich hätt’s knapper geschnitten, aber dann wäre der vielbesuchte kaffeehausgarten und links das schöne Stadthaus weggefallen. 
    Kaum zu glauben, was man alles auf so einem amatörkamerabild alles scharf erkennen kann. Spontaneität, also knipsen, hat manchmal schöne Ergebnisse, gut dass die cam im Moment kein Telezoom montiert hatte. Wsl hält das hier eine gute Erinnerung fest.
  • Gerhard Körsgen 02/07/2024 14:07

    Ein Foto welches zahlreiche Assoziationen in mir auslöst.
    Sehr vielfältige "action" und insbesondere viele "decisive moments"
    simultan was auch schon manchem Vorschreiber aufgefallen ist.
    Eine Assoziation ist der tag "knipsbild deluxe" den ein Buddy in der
    fc gelegentlich bei seinen Fotos verwendet - hier träfe er meiner
    Meinung nach bestens zu.
    Knipsbild weil das zu Sehende eher unstrukturiert oder anders ausgedrückt
    nicht "maximal gestaltet" eingefangen wurde, deluxe weil darin aber eine
    ganze Anzahl besonderer Details geschaffen wurde die - jedes für sich, aber
    auch im Zusammenhang - der besonderen Betrachtung lohnen.
    Es passiert eine Menge gleichzeitig und der Betrachter ist gezwungen es sich
    selbst zu strukturieren, was gängigen Sehgewohnheiten zuwiderläuft, aber bei
    undogmatischem es-so-an-sich-heranlassen (bei mir) die Demut forciert wach
    im Moment zu bleiben weil einem "so was" ansonsten durch die Lappen geht.
    Offen sein für das Unperfekte aber gerade dadurch besondere.
    Andererseits ist dieses Foto natürlich kein "Meisterwerk" in dem Sinne dass
    man hier exemplarisch vorgeführt bekäme wie  - in diesem Fall - streetfotografie
    auszusehen hätte wenn sie "gut" sein soll. Dafür stimmen ebenso offensichtlich
    viele Parameter nicht: Eher ungünstiges Licht, fehlende "catchyness", das
    "nicht-auf-den-Punkt-bringen" der Situation.
    Es ist aber als eine Art "Lehr-Foto" sehr lehrreich dahingehend dass jede/r der/die
    es betrachtet sich Gedanken machen kann was genau, welches "Detail ihm/ihr
    gefällt oder missfällt, was hervorgehoben oder ausgelassen hätte werden können hätte
    man/frau es selbst in der Hand gehabt.
    Bei mir ist es so dass in meinen Augen das rosa Mädchen im Vordergrund die
    Haupt-Protagonistin ist und durch einen leichten Schnitt hervorgehoben werden könnte
    der obendrein das ganze Foto dann in sich strukturiert: Den Rahmen ab links oben in
    4:5 runterziehen bis knapp unter die Füße dieses Mädchens beziehungsweise knapp
    außerhalb des Schattens des Jungen mit der blauen Jacke.
    Der wäre dann nicht mehr mit drauf (neben vielen weiteren Details rechts...).
    Es wäre dann natürlich ein anderes Foto.
    Gut möglich dass DAS aber der Intention des/der Fotografen*in widerspricht, die kenne
    ich ja nicht, und um besser/schlechter geht es bei agora auch nicht, aber ich für mich
    kann sagen dass ich es so machen würde wäre es mein eigenes Foto.
    Kann ja jede/r mal für sich selbst ausprobieren (oder andere Schnitte).
    Mich erfreut immer solche "Versuchsobjekte" zu finden die solche denkbaren Varianten
    zulassen.
    Aber da es um den Schnitt geht wie hier zu sehen verlinke ich "meinen Schnitt" nicht
    um nicht die Diskussion zu "kapern".
    Das Foto ist in jedem Falle ein gelungener agora-Beitrag weil es anregt sich Gedanken
    darüber zu machen.
    Danke für s Zeigen.
  • framebyframe 02/07/2024 10:00

    Der Seifenblasenerzeuger beherrscht die von rechts sonnig beleuchtete Szen in einer größeren Stadt mit einer stetigen Folge von Blasen, die er mit einem tennischlägerähnlichen (nur ohne Bespannung) Werkzeug seinem Publikum präsentiert. Das sind in diesem Falle drei Kinder. Sie zeigen exemplarisch wie so eine Choreografie auszusehen hat. Die Blasen entschweben dem Erzeugergerät und schweben erst mal. Die Begeisterung über die lustigen Gebilde weicht dann schnell dem Drang die luftigen Blasen einzufangen und platzen zu lassen. Das Mädchen im rosa Mäntelchen lacht erst noch vor Begeisterung. Aber schon gehen die Hände mir ausgestreckten Fingern nach oben, um die Blase, die lustig vor ihrem Kopf schwebt in kleine Tröpfchen aufzulösen, nach der Berührung. Der Junge im gelben Anorak daneben hat auch schon gezeigt wie das geht, denn seine ausgestreckte Hand erlegte soeben eine vormalige Seifenblase. man sieht noch gerade die Implosion. Letztendlich haben wir noch den Jungen im blauen Anorak, der die Szene von rechts betritt, die Augen lauernd auf die Reihe von Blasen gerichtet, die der Seifenblasenmann gerade seinem Werkzeug entlässt. Das Ganze dreht sich um runde Formen, die soeben noch eine Körperlichkeit hatten und im nächsten Moment nicht mehr existieren. Spaß pur, Momente präzis festgehalten, man beachte das Ziffernblatt der Uhr etwas weiter hinten. Genau richtig abgedrückt.
  • felixfoto01 02/07/2024 1:22

    Ich sehe ein Foto, auf dem viele Menschen Spaß haben.
    Ein öffentlicher Platz, Seifenblasen und Kinder. Spaß für die ganze Familie. Die Kleidung, die Schatten und die Uhrzeit lassen mich vermuten, dass die Situation im Herbst oder Frühjahr stattfindet. Auf den ersten Blick scheint das Foto unübersichtlich, aber je länger ich schaue, desto mehr entwirrt sich alles. Die Menge der verschiedenen Aktivitäten lassen mich an die Bilder von Ali Mitgutsch denken. Hier wurde "demokratisch" fotografiert - alles ist wichtig und der Fotograf lässt den Betrachter entscheiden, was man sehen möchte. Das Kind mit dem Astronautenhelm aus Seifenblase, der Mann der auch einen Seifenblasenhelm zu tragen scheint. Der Junge mit der gelben Jacke, der gerade eine Seifenblase platzen ließ.
    Es ist eine Momentaufnahme, aus dem Leben gegriffen. Durch Beschnitt könnte man das Bild gefälliger wirken lassen, einfacher zu lesen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte .. es sind die Details, die mich in die Tiefe ziehen und mich länger verweilen lassen.

    Zu den Vergleichen mit berühmten Fotografen - ich denke immer wieder an den Skandal um Steve McCurry, bei dem durch Fehler seiner Postproduction Bearbeiter der Umfang der Manipulation seiner Fotos bekannt wurde. 

    In diesem Bild ist vieles beeindruckend parallel "Entscheidender Moment". Es ist roh. Agora ist kein Beautykontest, sondern für mich eine Übung hinzusehen. Das leistet dieses Foto und ich habe noch lange nicht alles gesehen.
  • Horst.F 01/07/2024 16:26

    1. Das farbige Breitformat passt zu dem weiten Bogen, den das Foto inhaltlich abbildet. Den Bildhintergrund bestimmen eine belebte, großstädtische Einkaufsstraße; die genutzte Außen- und Innengastronomie; die noch lesbare Beschilderung, die eindeutige Rückschlüsse auf den Ort des Geschehens ermöglicht; die sparsame Grünbepflanzung, das Hochkulturgebäude, die Beleuchtungsanlagen und die bildbeherrschende, kleinteilige Grausteinbepflasterung des Bodens. Zu diesem Hintergrund führen grafisch gesehen zwei Linien diagonal durchs Vordergrundgeschehen auf dem zentralen städtischen Platz davor; eine wird von dunkleren Entwässerungssteinen rechts gebildet, die andere, kürzere links liegt als Lichtwirkung eines Standuhrenglasfensters auf dem Pflaster. Beide Linien treffen sich zu Füßen der jahrhundertealten gußeisernen(?) großen Standuhr und begrenzen tortenstückähnlich das Stück Boden des Platzes, auf dem sich das abspielt, was den Fotografen vermutlich zur Aufnahme veranlaßte. Vier buntgekleidete Kinder freuen sich über die Seifenblasen, die ein erwachsener junger Mann schwungvoll erzeugt und haben Spaß bei ihren Versuchen, die Seifenblasen mit den Händen einzufangen.
    2. Auch außerhalb des „Tortenstückes“ zieht dieses freudige Geschehen das Interesse einiger Passanten und Fotografen in der Nähe auf sich und trägt damit zur angenehmen Belebung dieser städtischen Steinwüste bei.
    3. Das Foto zeigt beispielhaft, daß zur Zeit auch auf den kommerziell durchgerechneten und juristisch eng beregelten städtischen Flächen bei genügend eigenem Einsatz und Bemühen noch Freiraum für kindliches, freies Spiel vorhanden ist. Es mahnt aber mit der Uhr und den Seifenblasen als Zeitsymbolen auch dazu, die Vergänglichkeit alles dessen, was hier zu sehen ist, mitzubedenken und mit dem Einsatz für menschenfreundliche Freiräume in den großstädtischen Steinwüsten nicht nachzulassen.
  • wittebuxe 01/07/2024 15:24

    Nach "alles unscharf " nun also "alles scharf". Gefällt mir persönlich besser: es muss nicht so viel hineingeheimnist werden.

    Die Frage nach der Uhrzeit  der Aufnahme erübrigt sich: kurz vor halb zwölf im frühen Frühjahr,  die interessante Würfeluhr offenbart es doch, meine Herren.

    Ein en-passant-Foto, Anlass war sicher der Seifenblasen-Artist, der Fotoapparat wahrscheinlich ein Handy, das hat man heutzutage schließlich immer dabei.

    Mich begeistert das junge Mädchen, dessen Gesicht in voller Klarheit durch die dicke Blase eingefangen ist, und dessen Faszination für ein Spielzeug, das wir Alten uns schon lange verboten haben. Das Mädchen wirkt entrückt und wie nicht von dieser Welt. Wie einfach es doch ist, es in eine Zauberwelt zu entführen

    Überhaupt wirkt die ganze Szene wie Zauberei, ein Moment,  geklaut aus dem Zeitstreifen unseres Alltags, von dem wir glaubten  es gäbe ihn nicht mehr.

    Ich freu mich!
  • _visual_notes_ 01/07/2024 14:10

    Es gibt den Ausdruck "Gestaltungs-REGELN", aber manche Menschen mögen sich nicht Regeln unterordnen; im Englischen kann man RULES schön durch TOOLS (Werkzeuge) ersetzen, weil das fast gleich klingt. Dann klingt das weniger rigoros.

    Mit anderen Worten: es gibt keine Regeln, wie man ein Bild machen MUSS, aber es gibt Werkzeuge /  Hilfsmittel, mit denen man sein Foto so "gut" gestalten kann, dass es auch das zeigt, was der/die  Autor/in vermitteln will.

    Dies ist eine Art Wimmelbild mit viel Tiefe in der Miitte und noch mehr nach links und rechts. Es gibt interessante Bidelemente in Form der Personen und ihrer Schatten sowie der Seifenblasen. Vermutlich unbeabsichtigt, aber ein netter Zufall ist, dass auch die Uhr ein wenig wie eine der Seifenblasen aussieht.

    Die Farbgebung ist "so, wie es die Digitalkamera in der Einstellung STANDARD gesehen hat". Ziemlich kaltes, blaues Licht trotz der langen Schatten, die normalerweise ein Hinweis auf Morgen- oder Abendstunden sind, aber da das Bild wohl in einer kalten Jahreszeit gemacht wurde, stimme ich Matthias von Schramm zu, dass es vielleicht am späten Vormittag fotografiert wurde.

    Es gibt einige sehr sehenswerte kleine Szenen, z.B. den Mann links, dessen Kopf sich dergestalt hinter einer Blase befindet, dass er ein wenig wirkt wie ein Astronaut; dann selbstredend das Mädchen in pink; der Junge in gelb, der versucht, die Blasen zu fangen; auch der Junge rechts sowie "das angeschnittene Kind", das quasi suggeriert, dass das bunte Treiben dort außerhalb des Rahmens noch weitergeht.

    Alles in allem aber zeigt das Bild auch die Probleme solcher Wimmelbilder - und die Exzellenz der Wimmelbilder von Fotografen wie Alex Webb, Joel Meyerowitz oder Martin Parr, bei denen "immer alles hundertprozentig passt". Hier gibt es jedoch neben den schön eingefangenen kleinen Momenten eine Menge störender Elemente.

    Zurück zu den "Rules" / "Tools", also den Regeln oder Werkzeugen für "gute" Fotos:

    Als Hauptregeln werden in der Regel genannt: "Vordergrund macht Bild gesund" - das fehlt hier völlig. Und "Figur-Grund-Differenzierung" ("Freistelllung", in engl. Literatur "isolation"), z.B. durch Schärfe-Unschärfe oder durch Farb- bzw. Helligkeitskontrast) - auch das ist hier nicht optimal. Das Bild wirkt auf mich insgesamt sehr unruhig. Die netten kleinen Momente sind schön anzusehen, aber es ist etwas mühsam, sie zu suchen und zu finden.
    • felixfoto01 02/07/2024 1:42

      Ich habe kürzlich den Begriff "Muster" als Ersatz für Regeln gefunden, der mir sehr gut gefällt. Es gibt Muster, nach denen Bilder funktionieren können. Dieses Foto folgt scheinbar keinem Muster und doch hat es seine Details und Eigenschaften, die ich bei anderen Fotos oft vermisse: Jede Person hat ihren eigenen Raum. Lediglich das Kind in der gelben Jacke und der Mann, der die Seifenblasen herstellt, überdecken sich etwas, mich stört das allerdings nicht.
      Durch Beschnitt könnte man das Bild in Richtung funktionierender Muster bekommen. Möchte ich das? In Agora interessanterweise nicht. Da mag ich das rohe, nicht kitschige Zeug.
      Hier fotografiert kein berühmter Fotograf. Aber das ist ja auch die fc und nicht das Tate Museum of Modern Art. 
      Bei Burn Magazine gab es damals eine Diskussion zu lockerer Fotografie vs formaler Fotografie. Mir ist hängengeblieben, dass man viel locker fotografieren muss, um lebensnahe Bilder zu erhalten, die man andererseits gar nicht erreicht, wenn man (zu) formal unterwegs ist.
    • _visual_notes_ 02/07/2024 3:39

      Ich stimme dir in fast allem zu. Lediglich den Begriff "Kitsch" definiere ich anders - eher synonym zu "nicht authentische Gefühle", "Gefühlsduselei".

      Ein Foto das formal gängige Muster / Patterns bedient, ist für mich wie ein Musikstück, welches auch typische Muster wie "4/4-Takt" oder "120 beats per minute" verwendet. Es muss deshalb nicht kitschig sein, und man durfte immer schon gern Neues ausprobieren, sagen wir einen 7/8-Takt: Pink Floyd "Money", Led Zeppelin "The Ocean" oder Peter Gabriel "Solsbury Hill".
  • Matthias von Schramm 01/07/2024 11:29

    Eine Ansicht, die mir aus Besuchen von Konzerten, Sportveranstaltungen etc. bekannt vorkommt. Im Hintergrund löst der "Kiosk am Kröpcke" ein mögliches Rätsel des Standortes auf. Das Bild entstand in Hannover, der Kiosk ist legendär und im Hintergrund sieht man die Dach und die Terrassenkonstruktion des Opernhauses.

    Eine wuselige Szene, die anscheinend gegen halb zwölf Vormittags bei sonnigem Wetter stattfand. Kinder beschäftigen sich spielend mit Seifenblasen, die ein Mann in einem Unterbogen durch die Luft wirbelt. Seine Ausrüstung dazu steht am Boden. Eimer und Flaschen und so. Das Gesicht des Kindes im zentralen Vordergrund versteckt sich hinter einer großen Seifenblase, ebenso das Gesicht eines Mannes links im Hintergrund. Rechts die Aussenbestuhlung einer bekannten Café und Eiskette mit Menschen. Die fotografierende Person befindet sich mitten in einer Fußgängerzone, unweit des Hauptbahnhofes, wo man sich immer am Ernst-August-Denkmal "unter dem Schwanz" trifft.

    In der Tat könnte dieses Foto eine Standortszene sein, in der eigentlich nicht viel passiert, abgesehen von der Anwesenheit von Menschen und dem Herrn mit den Seifenblasen. Sie wirkt moderat weitwinklig, reportagebrennweitig. Es ist viel drauf, rechts ist ein Kind angeschnitten, dieses Bild zeigt also eine Art "natürliche Begrenzung" eines spontanen Fotos. Es wirkt fröhlich. Die auffällige Uhr auf diesem Platz gibt dem Auge ein wenig halt. Dennoch weiss ich als Betrachter nicht ganz, wo ich eigentlich hin soll. Wenn die Uhr aber halt geben soll, dann wäre es schön, wenn sie nicht oben abgeschnitten wäre. Die Seifenblasenszene wirkt dabei wie eine individuelle Privatveranstaltung ohne langen behördlichen Vorlauf. Die Stimmung erscheint mir so fröhlich immerhin, dass sie zu einem spontanen Foto ermutigt.

    Mit fehlt die Konzentration auf etwas, ich empfinde grade beim betrachten diese "dann warst Du nicht nah genug dran" - Theorie, welche ich selbst nicht immer als Ansporn präferiere. Insgesamt bleibt es ein unspektakuläres Foto, wenig aufregend und mit handwerklich überschaubaren Mitteln erzeugt. Dieses so ziemlich unaufgeregte ist allerdings wiederum etwas. was mich auch immer wieder anspricht.