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#22/2024

ohne Beschreibung
- hier handelt es sich um ein Foto -

~.~.~.~

Willkommen zu Agora - Bilddiskussion intensiv
Wir freuen uns, dass Du Dich intensiver mit diesem Foto auseinandersetzen möchtest.

Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos
- NICHT in dessen Bewertung -

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Diese Leitfragen können Dir dabei helfen, in die Welt des AGORA-Fotos einzutauchen

1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)

~.~.~.~


Auf diese Weise erhältst Du die Möglichkeit, ein Foto eingehend zu erforschen und (möglicherweise) faszinierende und neue Aspekte zu entdecken, die Deine Fotografie auf ein neues Level heben können. Gleichzeitig erfahren die Bildautoren, welche anderen Interpretationen des Fotos existieren. Sie entdecken neue Blickwinkel und können so über ihr Foto und dessen Entstehung nachdenken.

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Commenti 35

  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 29/06/2024 8:08

    Lars Ihring schreibt:
    "Hallo ihr Lieben!

    vielen Dank für die vielen spannenden Kommentare und die interessanten Assoziationen und Interpretationen des Fotos. Einige liegen ziemlich daneben, andere hingegen treffen die Idee hinter dem Foto ziemlich genau. Mit Alkohol, Drogen und Augenerkrankungen haben diese aber nichts zu tun.

    Vielmehr ist das Foto das Ergebnis eines iPhone Experimentes im Kontext unseres Wohnungswechsels im November 23. Ich hab mich in der Zeit davor ja intensiver damit auseinander gesetzt, wie ich "die alte Heimat" festhalten, dokumentieren und aufbewahren will. Reine Dokumentation, künstlerische Aufarbeitung oder doch eher was spürbares?

    Eines Morgens noch vor dem ersten Kaffee stand ich dann also in der Küche, der Umzug lag noch etwas hin, und machte dieses Foto.

    Kamera: iPhone 14 Pro

    App: ReLens

    Anschließend hab ich das Foto dann auch in dieser App bearbeitet. Es ist dort möglich, verschiedene Objektive mit Offenblende bis zu f/1.4 zu simulieren inkl. verschiedenster analoger "Fehler" und Effekte, Layer, Korn etc. pp.

    Heraus kam dann das Foto, welches durch den Kommentar von @framebyframe ganz gut in seiner für mich individuellen und beabsichtigten Wirkung beschrieben wurde: "Es sieht eher wie ein Rückblick auf die soeben aufgeräumte Küche aus. Den Stuhl noch zurechtrücken und gleich geht auch die Tür zu. Zurecht kommt der Gedanke, dass die Unschärfe wie ein 'Schwamm drüber' wirkt."

    Spannend wäre natürlich auch die Frage, ob ein durchgängig scharfes Foto die gleichen interessanten Assoziationen geweckt hätte oder die Diskussion dann doch eher ins mangelhaft technische abgedriftet wäre. Hier mal das Ausgangsbild in SW.


    Agora - Küchen-Original
    Agora - Küchen-Original
    Lars Ihring



    Vielen Dank nochmal an alle, die sich mit dem Foto beschäftigt haben :) Ich hab mich sehr darüber gefreut!

    Liebe Grüße,

    Lars"
  • Bernadette O. 28/06/2024 17:32

    Die bereits vorhandenen Anmerkungen habe ich eher überflogen als genau gelesen. Es wurde oft beschrieben, was genau zu sehen ist, darum mache ich das nicht nochmals.

    Ich frage mich, was der Fotograf/die Fotografin mit dem Bild ausdrücken wollte. Klar dürfte sein, dass er/sie nicht die Küche damit abbilden wollte. Für mein Empfinden ist das Bild eine Impression. Es soll viel mehr ein Gefühl als eine Realität abbilden.
    Was könnten es für Gefühle sein, wenn vor den Augen alles verschwimmt und nur die Stuhllehne und der Schrank etwas Halt bieten? Eine grosse Verunsicherung dürfte es sein, körperlichen oder psychischen Ursprungs. Eine Schwindelattacke, ein Sehsturz, ein MIgräneanfall, eine Panikattacke (wie es Eva B. beschreibt), ein Schock, Verzweiflung, ...
    So oder so wirkt das Bild beklemmend auf mich. Gut, dass in der Mitte die Fenstertüre ist, welche noch etwas Licht in die ganze Situation hinein lässt.

    Ein Bild, das berührt und viele Gefühle auslöst. Danke fürs Zeigen.
  • framebyframe 27/06/2024 11:03

    Eine schmale Linie von Schärfe reicht von der Rückenlehne eines Plastikstuhls bis zu der Platte eines Küchenschranks. Daran muss man sich festhalten in einer sonstigen Unschärfeorgie, die den Rest eines Küchenambientes verschleiert. Tageslicht weist darauf hin, dass man hier sich mal auf dem Stuhl niederlassen könnte. Es gibt aber keinerlei Hinweise, dass hier ein kulinarischer Exzess stattfinden soll. Alles aufgeräumt, das Geschirr gespült und gestapelt. Es sieht eher wie ein Rückblick auf die soeben aufgeräumte Küche aus. Den Stuhl noch zurechtrücken und gleich geht auch die Tür zu. Zurecht kommt der Gedanke, dass die Unschärfe wie ein 'Schwamm drüber' wirkt.
  • Eva B. 26/06/2024 21:39

    Ein Raum, eine Küche. Tisch mit weißen schlichten Stühlen. Küchenzeile mit hellen Fronten. Ein Herd, dunkler Boden. Am Herd angebracht erkenne ich ein Gitter. Solche Gitter sollen dazu dienen, dass Kinder (oder Tiere?) nicht auf heiße Herdplatten greifen, oder Töpfe runterziehen/schubsen können.
    Das Bild ist größtenteils unscharf, etwas schräg, ich werde fast hineingezogen. 
    Die Küche macht auf mich einen sauberen, ordentlichen Eindruck und wirkt gleichzeitig vertraut und doch fremd. Ich muss an meine früheren Nachbarn denken, deren Katzen ich versorgt habe, wenn sie in Urlaub waren. Die Wohnung und die Küche waren gleich geschnitten, wie unsere. Und doch war alles ein klein bisschen anders. (Außerdem hatten sie ein solches Gitter am Herd...)
    Die Unschärfe und die Sogwirkung lösen heute bei mir unangenehme Gefühle aus. Wie eine Panikattacke, die Konturen verschwimmen. Ich fokussiere mich auf den Stuhl, versuche ihn zu erreichen. Aber alles bewegt sich...
    Gestern war mein Empfinden beim Betrachten ein anderes. Da hatte ich das Gefühl, dass ein Kaffee schon alles graderücken wird...
    • Matthias von Schramm 27/06/2024 15:57

      Ich habe keine wirklichen Lensbaby - Erfahrungen - aber ich würde nach Ansicht von Lensbabyfotos eher nein sagen. Aber damit hast Du für das Thema wieder einmal positiv getriggert. Warten wir es mit dem Schlussbericht ab,
    • _visual_notes_ 27/06/2024 20:03

      Es gibt verschiedene Lensbabies, unterschiedliche Effekte.

      Ich habe ein "Muse Plastic Optic", das wird es hier nicht sein. Damit wäre der Schärfeverlauf weit außen vermutlich extremer. Aber das kann man das der Distanz nicht gut beurteilen, denn es hängt ja auch von der Blende (beim "Muse" wären das Ringe, die man hineinsteckt) und von der Sensorgröße bzw. vom Filmformat ab.

      (Wenn man "lensbaby muse plastic optic sample images" googelt, kann man Beispiele sehen.)

      Ich kann mir vorstellen, dass jemand einen Filter auf dem Objektiv hatte, auf den er/sie eine Creme geschmiert hat.
    • Gerhard Körsgen 27/06/2024 21:56

      Der Gedanke dass hier optisch nicht mit herkömmlichen Mitteln gearbeitet wurde kam mir auch schon, aber auch keine zündende Idée was/womit man/frau genau da gewerkelt hat.
      Lensbaby ist nach dem was ich bisher davon kenne meist extremer und ungleichmäßiger (über den gesamten Bildraum gesehen) als das was man hier sieht, aber ein Experte darin bin ich nicht. Die Idée mit der Creme finde ich ganz gut...
    • _visual_notes_ 29/06/2024 12:07

      Dann schmierst du die Creme am besten auf einen Filter, nicht direkt auf das Objektiv ;-)
  • Hansiwalther 26/06/2024 8:08

    Ich weiß nicht, was an diesem Foto sehenswert wäre.
    Schade um die Zeit.
    Gruß Hansi
  • wittebuxe 25/06/2024 14:54

    Ich assoziiere mit diesem Bild die sprichwörtliche Erfahrung eines Menschen, der im Begriff ist, sein Augenlicht zu verlieren. Diese dunkle Hütte, die man nur sehr schwer mit "Küche" in Verbindung  bringen kann, ist die unabänderliche Konsequenz dessen, was er erleiden  und ertragen muss.

    Man könnte es evtl. auch mit "Suff" oder "Kater" verbinden, aber das scheint mir zu trivial. Wenn es die Absicht des ernsthaften Fotografen war, oben Gesagtes nachzuempfinden: bei mir hat's funktioniert.
  • Matthias von Schramm 25/06/2024 11:27

    Eine sehr schön unspektakuläre Aufnahme eines Küchenraumes. Zeile, Herd, Schränke, Esstisch in klassischer, ein wenig ernüchternder Anordnung. Obwohl ein Großteil dieser monochromen Weitwinkelaufnahme im unscharfen Bereich liegt, erkennt man alles wesentliche des Motivs ziemlich gut. Mehr Details dieses Raumes scheinen für dieses Foto nicht wichtig. Es gibt einen kleinen definierten Fokusbereich auf den Rücken einer Sitzschale eines relativ modern sachlichen Küchenstuhl gehalten. Die Art dieser Stühle könnte auf die Küche einer öffentlichen Einrichtung hindeuten, oder auf einen schlicht gehaltenen Privatraum.

    Schlichte Erkennungsmerkmale, wenn auch nur im Unscharfen gehalten, haben einen hohen Ästhetikgrad für mich, sorgen dafür das eine Vielzahl an Assoziationen und Erinnerungen gelöst werden. Somit wirkt sich das Foto sofort und unmittelbar auf meine Psyche aus und bereichert mich. Auf die Idee einer Seheinschränkung und die Darstellung einer solchen, komme ich hier natürlich keineswegs. Vielmehr sehe ich die Darstellung eines Gemütszustandes in einer allseits bekannten Umgebung. Einer Umgebung, die beim weiteren Entdecken durchaus so etwas wie Gemütlichkeit ausstrahlen könnte, Allerdings nicht auf den ersten Blick. Technisch wurde hier lediglich die Blende geöffnet und ganz nah vorne rechts ist irgendwas im Weg.

    Ohne es genau zu erkennen, könnte rechts hinten eine Tafel an der Wand hängen. Spräche für eine WG z.B. Einkäufe und Putzpläne der MitbewohnerInnen könnte man dort notieren. Auch kenne ich sowas von den Privatwohnungen unserer Klienten, bei denen wir in der ambulanten Pflege arbeiten. Dort stehen dann Übergabehinweise und andere praktische Hinweise für die KollegInnen. Allerdings erscheint diese Tafel (falls es eine ist) leer. Die hintere Tür, welche bis zum Boden mit einer Glasscheibe versehen ist, deutet auf eine direkte Austrittsmöglichkeit - dahinter könnte ein Balkon, eine Terrasse, evtl. eine autorisierte Raucherzone sein.

    Ob es Sinn macht mich im Bezug dieses Bildes auf Ausprägungen sozialer Berufe zu fixieren, weiss ich nicht. Aber in diesen Arbeitsbereichen drückt grade dieser softe farblose Bildbereich etwas aus, was ich in die Region recht verbreiteter Manien verdingen würde. Der scheinbar heroische Wunsch einer Tätigkeit positiv nachzugehen und gleichzeitig ob der Bedingungen und Umgebungen und auch Krankheiten immer mal gegen einen Blues anzukämpfen.

    Insofern, auch wenn dieses Foto gar nicht so viel zeigt, löst es so viel Bekanntes bei mir aus und als Soziologe meine ich schon oft Lehrtexte im Studium gelesen zu haben, die dieses Bild beschreiben. Deswegen wandert es bei mir auch in meine Favoritenliste - im übrigen nicht als klassische fotografische Qualitätswirkung.

    Die Idee übrigens Alkohol oder Drogen hier zu erwähnen, wie von Gerry beschrieben, finde ich passend, würde es sogar um Medikamente, Lebensmomente etc. erweitern. Dennoch ist dieses Bild für mich eher emotional aufbauend, als umgekehrt.
  • N. Nescio 24/06/2024 22:48

    alles glatt, geschlossen, keine blumenvase am tisch, kein kaffeehäferl sichbar, das anzeigen könnte, daß da vielleicht jüngst jemand lebte, vielleicht sogar wohnte. terrassentür geschlossen, draußen dürfte nach rechts hinunter ein geländer führen. rechts hinten eine leere pinwand, davor hängen utensilien oder tücher an der wand. mitte rechts auf er arbeitsplatte  eine roboterkatze mit zwei glänzenden krallenpfoten. über ihr etwas, das wie eine dunstabzugshaube aussieht, jedoch ist der herd auf der anderen seite.
    sesseln und tisch glatt und unpersönlich, wenn auch etwas gerundet. hinten rechts an der wand ein bord für küchengewürze etc. mitte oben ragt ein teil einer nicht aktivierten leuchte ins bild.

    alles unscharf und trostlos grau in grau. rätselhafter bildschleier rechts unten, horizontal --> wurde da ein altes foto oder dia, das etwas gewälbt ist, abfotografiert? ein kleinformatiges bild vielleicht? unscharf als zeichen des vergessens? oder ein bild  gegen das vergessen - niemals beachtet oder fotografiert, bis es zu spät war?

    ich seh sonst nichts erwähnenswertes, außer leere glattheit, verlassenheit.

    zufälli geknipst? voe längerer zeit und heute wieder entdeckt, weil die großmutter ausgezogen ist?. wer räumt seine küche so auf? wer möchte in so einem düsteren zimmer essen? was hängt da links von der dunstabzugshaube herunter bis fast zu den drehknöpfen am herd?

    alles ist offen, nichts kann ich konkret interpretieren. 

    bin auf den abschlußkommentar am samstag gespannt.
  • Horst.F 24/06/2024 22:46

    1. Ein menschenleerer Küchenraum mit Hängeschränken, Einbau- und Kleingeräten, Tisch und Stühlen ist in SW abgebildet; im perspektivisch verjüngten Hintergrund eine schmale Tür mit Glasfüllung auszumachen. Der schmale Streifen an der linken Bildkante zeigt, daß der Rest des Fotos mit einer Art Folie überzogen ist, die eine Griesel- und Unschärfewirkung erzeugt. Vermutlich war das ursprüngliche Foto auch schon überwiegend unscharf. An der rechten Kante findet sich ebenfalls ein schmaler Streifen, der aber grieselbedeckt ist.
    2. Die Schrankwände scheinen seitlich nach rechts und links wegzukippen, so wie das bei einem etwas nach unten ausgerichteten Objektiv zu erwarten wäre.
    3. Als Vorschaubild hatte ich den Eindruck eines schnell mit einer Billigkamera aufgenommenen Schadensfotos von einer rauchvernebelten Küche; dieser Eindruck verflog beim genaueren Hinsehen aber.
    4. Als Geschichte hinter dem Bild vermute ich den Versuch des Fotografen, eine besondere, neue Unschärfe zu erzeugen.
    • Horst.F 27/06/2024 14:25

      Beim Betrachten dieser menschenleeren Küchenaufnahme sehen mich nun von der rechten Anrichte aus zwei scharf und hell abgebildete Augen lustig und herausfordernd an, als ob sie eine Verbindung mit mir aufnehmen und die ansonsten totale Griesel- und Unschärfewirkung mildern wollten :-)
  • _visual_notes_ 24/06/2024 21:45

    Warum könnte jemand so ein Foto gemacht und dann die Entscheidung getroffen haben, es hier zu zeigen?

    "Schärfe ist überbewertet, auf den Bildaufbau kommt es an"
    vgl. https://www.fotocommunity.de/forum/fotografie-allgemein/schaerfe-ist-ueberbewertet-auf-den-bildaufbau-kommt-es-an---446988

    Hier kam es wohl kaum auf den Bildaufbau an.

    Vielleicht kam es auf den Inhalt an? Ja, man kann so ein Foto machen, um jemandem in Japan oder auf Madagaskar zu zeigen: "Schau mal, so sieht eine typische deutsche Küche aus. Fast alles rechtwinklig, aber der Stuhl ergonomisch geformt".

    Aber für uns ist der Informationsgehalt gering, wir haben sowas schon x-mal gesehen.

    Warum ist es monochrom statt farbig?

    "Ist dein Bild des letzte Scheiß, nenn' es Kunst und mach's schwarz-weiß"?

    Nein, ich glaube nicht, dass das Foto "Kunst" sein soll.

    Eher vermute ich, es soll eine Herausforderung an unser Denken sein. Was braucht ein Foto? "Realistische" Farben? Schärfe bis in die Ecken und von vorn bis hinten?

    Ich kann mir so ein Bild in einem Lehrbuch über Fotografie vorstellen, als Diskussionsvorlage. Aber dann wäre es wohl angebracht, es insgesamt noch wesentlich unorthodoxer zu machen. Nicht nur das Fehlen von Farbe und Schärfe, sondern auch das Fehlen von Kontrasten, das Fehlen von Orientierungspunkten, eine ganz neue Perspektive des Denkens und der Darstellung ... ein bisschen wie in Friedrich Nietzsches berühmtem Text aus "Die fröhliche Wissenschaft - La gaya scienza":
    "Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten?
    Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?"

    Also zum Zeigen, wie unkonventionell Fotos sein können, wäre mir dieses Foto viel zu oberflächlich. Der Bildaufbau sehr konservativ, der Bildinhalt banal, die Benutzung der fotografischen Werkzeuge nicht besonders virtuos ... ich kann damit relativ wenig anfangen.
  • felixfoto01 24/06/2024 17:42

    Das Bild zeigt mir einen Innenraum. Eine Küche. Der Blick wird durch die Flucht in die Tiefe gezogen, zum gegenüberliegenden Fenster .. im vorbeifliegen sehe ich die Küchenzeile links, mit Herd, Oberschränken, etc. Rechts sehe ich einen Schrank oder Anrichte, in der Mitte des Raums einen Tisch und am Ende ein Fenster. Das Bild ist schwarz-weiß und sehr soft fokussiert. Als würde es mir eine emotionale Erinnerung an die Vergangenheit schicken. An die Samstage, an denen alles bereits getan war, es kein Internet für die dauerhafte Ablenkung gab und ich manchmal in der Küche saß und nur dem Ticken der Küchen Uhr zuhörte. Damals unerträglich langweilige Momente, die ich heute in der schnelllebigen Zeit, die mit immer drängenderen Angeboten zur Ablenkung reizen, vermisse. Die Erinnerung verblasst langsam, die Küche ist schon nicht mehr farbig, der Fokus verschwindet. 
    Für mich ein Bild einer süßen Erinnerung, als alles geregelt zu sein schien, die Verantwortung bei Anderen lag und ich fragen musste, wenn ich etwas Süßes haben wollte.
  • Gerhard Körsgen 24/06/2024 15:00

    Ein verschwommener Blick in eine Wohnküche: Mittig 3 Stühle und Tisch,
    links eine Küchenzeile mit den üblichen Geräten (Herd, Kühlschrank),
    Einbauschränke. Rechts eine Anrichte. Alles wahrnehmbar, aber eber
    schemenhaft erkennbar weil alles in eine wattige Unschärfe getaucht ist.
    Mittig in der Flucht geht eine Tür heraus auf eine Terrasse oder einen Balkon,
    durch das Glas der Tür sieht man nur sehr unklar durch, da könnte etwas
    Vegetation sein, dort ist es hell , das ganze Foto wird von diesem matten
    Licht ausgeleuchtet.
    Der Blick ist weitwinklig angelegt, es gibt stürzende Linien weil das
    Objektiv nicht ganz gerade gehalten wurde bei der Aufnahme sondern nach
    vorne gekippt.
    Die Kontraste sind weich und im Vordergrund unten gibt es milchige Schleier
    die ich mir nicht ganz konkret erklären kann, vielleicht Reflektionen des
    Lichts welches von der Tischplatte kommt oder doch des Lichts welches direkt
    von draussen herein scheint.
    ...
    Bei mir entsteht der Eindruck eines Blicks der weniger konkret informieren will
    als vielmehr eine Stimmung wiedergeben möchte wobei der Betrachter sich diese -
    weil auf kein "Motiv" speziell abgezielt wurde bei der Komposition - selbst
    schafft indem er Assoziationen mit ähnlichen Blicken die er selbst vielleicht
    mal hatte knüpfen kann - oder es lässt.
    Im Allgemeinen stellt man auf das "Wichtige" im Bildraum scharf und auch hier
    gibt es einen Schärfepunkt, er liegt auf der oberen Kante der Rückenlehne des
    vordersten Stuhles und der benachbarten Kante der Anrichte.
    Diese beiden Gegenstände erscheinen mir aber nicht als betonenswert bildwichtig,
    vielmehr ist nach meinem Dafürhalten hier "alles Motiv" und es kam auf die
    Gesamtwirkung an die diffus bleiben sollte wofür der "Schärfesetzungspunkt" dort
    dienlich war - soweit meine Theorie (ich kenne die Intention des/der
    Photografen*in ja nicht).
    ...
    Das Ganze hat für mich etwas gefühlt verschlafenes, unfertiges, auch improvisiertes,
    weil zwar nominell viele Details zu sehen sind, man sich diese aber eher selbst im
    Kopf zusammen setzt als dass man sie ganz konkret sähe, es ist mehr ein "ahnen".
    ...
    In einem Film könnte das das erste Bild der Eingangssequenz sein wo die Kamera sich
    in einer unbekannten Wohnung langsam vorwärts tastet und Spannung aufbaut auf das
    noch kommende...
    Mir gefällt das Unklare und Unbestimmte. Es lenkt mich suggestiv zu den Bildern die
    in meinem Kopf entstehen und so individuell sind wie diese Szene vielleicht auf den/die
    eine/n oder andere/n beliebig wirkt.
    Gerade diese Offenheit lässt Raum für vielfältigste Interpretationsmöglichkeiten a la
    "Der erste Morgen bei ihr. Sie liegt noch im Bett und schläft. Schön ordentlich hat sie s.
     Erstmal nen Kaffee machen - und ihr an s Bett bringen"
    oder
    "Die Wohnung wirkte ordentlich, war aber verlassen. Auf Rufe keine Antwort. Aber irgendwo musste das Opfer sein"
    oder
    "Mein Gott habe ich wieder einen Schädel. Wo ist nochmal das Aspirin und die Alka Selzer ? Ich werde langsam zu alt für diese Sauftouren"...
    etc. pp. ;-)
    • timeless_no.5 24/06/2024 16:16

      Mir gefällt die letzte Idee mit dem saufen ganz gut.
      Ich möchte nicht wiederholen was alles gesagt wurde, aber so ungefähr kann ich mich auch an solche Situationen erinnern, wenn die Sehschärfe und Farben nach dem Suff irrational daneben sind. :-)
      Man hat das vorderste, in dem Fall richtig und wichtig, die Lehne eines Stuhls im Visier, was man so hart an der Grenze noch wahrnehmen kann.
      Die Küche find ich schön. Heimelig, was Leute von Heute vermutlich eher nicht so empfinden, was schon dem Zustand der erinnerung geschuldet ist, an eine Zeit inn der Jugend, irgendwann in den Jahrzehnten davor.
      Ich finde, der Fotograf transportiert das ganz gut.
  • fpch 24/06/2024 14:32

    Bildaussage und emotionale Wirkung
    Ich empfinde es als wichtig, die Sehweise von Menschen mit Sehbehinderung uns "Normalsichtigen" näher zu bringen. Umgekehrt empfinde ich es als abstossend und diskriminierend in einem Format wie Agora, über solch ein Bild zu diskutieren und es eventuell hochzustilisieren.
    LG Frank
    • Gerhard Körsgen 24/06/2024 15:15

      Möglicherweise ist es so  wie Du annimmst, aber ich halte das für eher unwahrscheinlich. Jemand der eine Sehbehinderung hat kann dennoch knackscharfe Fotos machen (Autofocus!) und bei der Darstellung einer Sehbehinderung wäre dann doch eher das gesamte Foto unscharf, oder ? Im Prinzip stellt ja jedes Foto welches in weiten Teilen unscharf ist eine Art "Sehbehinderung" dar wenn man so will. Das dann zu diskutieren ist doch im Kontext der Fotografie das normalste der Welt.
  • fotosichtig 24/06/2024 11:10

    mir fehlt die Beziehung zum Bild. Kein wirkliches Motiv oder ein Geschichte/Emotion wird erzählt.