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homwico


Premium (Complete), Coburg

304 Ketschengasse

Vom Marktplatz aus unternehme ich jetzt einen kleinen Ausflug in die Ketschengasse, wobei ich über drei weitere Stationen wieder zum Marktplatz zurückkehre.

Nochmals die vom Sturm gebeutelten Verpackungsmaterialien. Einmal in der Woche holt die städtische Müllabfuhr Altpapier und Kartonagen der gewerbetreibenden Firmen in der Innenstadt ab. Diese stellen am Vorabend ihre Umverpackungen auf die Straße vor ihrem Geschäft. Unglücklicherweise herrschte an diesem Abend und in der Nacht Sturm, der an dieser Stelle ordentlich „gewütet“ hat.
Ein Blick in den oberen Bereich der Ketschengasse, die am Aufnahmestandort auf dem Coburger Marktplatz mündet. Am linken Bildrand sieht man den Schriftzug der Modekette Wöhrl, die in der Ketschengasse 15 eine Filiale besitzt.
Der Name Ketschengasse kommt von dem im Süden liegenden Stadtteil Ketschendorf am Ketschenbach, der als Vorort von Coburg am 1. Juli 1934 unter der NSDAP-Herrschaft eingemeindet wurde. Die dann weiter südlich nach dem Ketschentor „Ketschendorfer Straße“ genannte Straße entstand zwischen 1786 und 1794 als Landstraße und diente als Straßenanschluss Ketschendorfs nach Coburg. Man leitet den Begriff „Ketschen“ aus dem Slawischen als „Bach des Chotes“ das später zu „khätsen“ abgewandelt wurde, ab. Um 1075 wird erstmals „Ketzendorff“ erwähnt.
Interessant ist noch, dass hier im oberen Bereich der Ketschengasse, der älteste und traditionsreichste Markt in der Vestestadt, der „Zwiebelmarkt“ angesiedelt war. Ein Markttag findet bereits urkundlich am 17.April 1466 Erwähnung, der eingerichtet wurde, um Geld für den Wiederaufbau von über 200 Häusern zu erhalten, die einer großen Feuersbrunst am 20. März 1466 in der Innenstadt zum Opfer fielen. Erst nach dem 30jährigen Krieg im Jahr 1647 wird er als „Zwiebelmarkt“ im Bereich der oberen Ketschengasse genannt. Meist waren es Marktfrauen aus Gegenden um Bamberg und Schweinfurt die dort ihre Zwiebeln anpriesen. Andere Waren bot man am Marktplatz, Albertsplatz, an der Ecke zur Herrngasse und im unteren Bereich der Ketschengasse feil. Die Zwiebelsäcke stapelten sich zu Marktzeiten in der Ketschengasse auf der Straße, den Bürgersteigen und Hauseingängen, so dass kein Durchkommen mehr war. Für die Kinder hatten die von den Coburgern als „Zwiebeltreter“ verspotteten Bamberger und andere Markthändler Süßholz zum Lutschen dabei. Aus diesem wird bis heute Lakritze hergestellt.
Die voranschreitende Motorisierung vertrieb den Zwiebelmarkt schließlich aus Platzgründen aus der Ketschengasse: 1957 fand im Bereich Markt und Ketschengasse der letzte traditionelle Zwiebelmarkt statt. Danach fand das gesamte Marktgeschehen Coburgs auf dem Gemüsemarkt und am Unteren Bürglaß statt. Erst Anfang der 80er Jahre kehrte der Zwiebelmarkt wieder auf den Marktplatz zurück. Dort wird er heute noch jeden zweiten Donnerstag und Freitag im September abgehalten.
Was sich gehalten hat, ist der Brauch, dort ofenfrischen warmen Zwiebelkuchen mit knusprigen frischen ausgelassenem Speck zu verspeisen und dazu, natürlich nur aus verdaulichen Gründen, ein, oder auch zwei Gläschen Federweißen dazu zu trinken. Und am besten schmeckt alles, wenn es regnet – denn die „Zwiebelbrüh“ gehört dazu!
Der geneigte Besucher dieses Vergnügens braucht keine Angst haben, dass er die Verkaufsstellen nicht findet: Der leckere Duft zeigt seiner Nase automatisch den richtigen Weg.

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