Zeit und Raum I
Nach der Anmerkung von O.K.50 ein zweiter Versuch zum Text zum Bild:
Diese Reihe entstand nach einem Workshop über Wabi Sabi Fotografie bei Martin Timm:
http://www.timmfotografien.de
Da ich mich nicht wirklich mit japanischer Weltsicht auskenne, kann ich hier nur meine Interpretation wiedergeben. Mir geht es um die Verletzlichkeit des Kleinen. Die Erfahrung des Alters, die zur inneren Schönheit führt. Um den Lauf des Lebens, zu dem Geburt, Alter und Tod dazu gehören.
Aber auch um Zeit und Raum. Jedes Bild soll Zeit darstellen: Ein spezielles, zufälliges herausgegriffenes Stück aus dem Leben. Aber auch Raum. Deshalb ist das Motiv unter anderem dazu da, den Blick auf den Raum darum herum zu öffnen.
Wohlgemerkt: Das hier ist kein klassisches Makro. Es ist die Darstellung (m)einer Philosophie.
Ich freue mich über Stellungnahmen zum Bild, zur Idee dahinter und zu meiner Umsetzung.
Anette Z. 27/05/2014 20:11
@Pekka @ Othmar: Ich habe die Schnitte mal probiert und ich kann genau sehen, was ihr meint. Leider funktioniert das Bild nicht mit dem anderen Schnitt, weil dadurch m.E das Motiv vorne schärfer sein müsste.Der Trick bei Martin Timms Wabi Sabi Fotografie ist, nicht zu viel Schärfe rein zu bringen, um dem Raum nicht vom Motiv die Schau stehlen zu lassen. Das ganze Bild bekommt dadurch einen weichen, mystischen Charakter, der mich sehr angesprochen hat. Delbst wenn meine Interpretation wohl etwas von seiner abweicht ;-)
Aber wenn man das Bild schneidet, rückt es mehr in die Richtung eines Makros und dann muss es etwas klares, scharfes geben. Wäre ich in Ruhe und mit offeneren Zielangaben unterwegs gewesen, hätte ich vielleicht beide Aufnahmen gemacht und könnte jetzt den Vergleich präsentieren.
@Pekka: Für mich ist die Unschärfe im Raum Programm. Wenn du die Blende schließt, erkennst du mehr vom Hintergrund. Dann weicht der Raum den Dingen, die sich im Raum befinden. Für mich ergibt sich das Hochformat ganz natürlich, weil die Linie des Stängels und die Form der grünen Pilze im Hintergrund in Verbindung mit den grauen Pilzen (keine Steine) einen Korridor nach hinten öffnet. Aber das ist wie so vieles Geschmackssache...
Gruß, Fotomama
Grosser ZonnoZ 27/05/2014 19:06
Das Bild würde ich unter Tausenden wiedererkennen.War eine gute Erfahrung.
Gruss Frank
:-)
Pekka H. 27/05/2014 18:15
@ o.k.50: Im 1:1-Schnitt wärmer für Deine Intention oben noch zu viel Helles drauf. Da würde ich konsequenter sein und noch tiefer schneiden.O.K.50 27/05/2014 17:59
Ich habe mir nochmal ein Paar Gedanken zum Bild gemacht und bin durch Zufall auf eine spannende Interpretation bei einem 1:1 Schnitt gestoßen.Wenn man unten Links in der Ecke einen 1:1 Schnitt ansetzt, bekommt das Bild - für mich - plötzlich eine ganz andere Aussage.
Es macht dann auf mich den Eindruck wie wenn die beiden angeschnittenen Steine der sterbenden Blume beistehen, sie begleiten, um sie trauern.
Das Bild wird so für mich tief melancholisch und hoch emotional.
VG
Pekka H. 27/05/2014 16:24
Das Motiv an sich ist gut gewählt, ich denke aber, dass die erdenschwere Sicht, die sich aus diesem Blickwinkel ergibt, sich nicht gut verträgt mit dem an Hochformat, wenn oben nur unscharfe Flächigkeit das Bild dominiert. Dadurch bleibt der Blick am Ende unten gefangen, weil sich der Raum im überwiegenden Teil des Bildes gar nicht öffnen kann, weil sich keine Raumwirkung einstellt. Die Begrenzung durch die angeschnittenen Steine spielt hier mit rein. Wenn das Motiv im Querformat aufgenommen wäre, und die Steine bildeten dort den Rand: Wunderbar, funktioniert. Hier wird dagegen eine Enge erzeugt, dass selbst dort, wo das Auge Raum wahrnehmen kann, sich nicht das Gefühl von Offenheit einzustellen vermag. Nach der Befassung mit den Bildern von Martin Timm meine Empfehlung für weitere Versuche: Achte mal darauf, dass im Hintergrund immer noch genügend Struktur vorhanden ist, damit sich der Eindruck räumlicher Tiefe entfalten kann. Und die knappe Schärfeebene sollte nicht zu weit vorne angelegt werden, damit auch der Raum für dem Blickfänger als solcher wahrnehmbar bleibt. Das Thema finde ich spannend und freue mich auf weitere Bilder dazu.LG Pekka
Wolf. 26/05/2014 16:00
schönheit und weisheit des alters!das gefällt mir!
auch die verletzlichkeit des kleinen!
(die du hier stotal gelungen darstellst!
grüße aus dem süden
vom wolf
Anette Z. 26/05/2014 11:55
@O.K.50: Ups :-) Da hat wohl der Workshopleiter auch nicht dran gedacht. Der setzt nämlich seine Bilder bewusst so um, dass die Gegenstände nichts weiter tun sollen, als den Raum daneben öffnen. Um die Motive in den Hintergrund treten zu lassen, schneidet er auch schon mal an ... So wie ich ihn verstanden habe... dass er Wabi Sabi verstanden hat.Mal schauen, was ich mit deiner Anmerkung aus meiner Serie mache... Letzten Endes geht es mir ja auch nicht um die Philosopie, sondern um die Bilder, die ich einfach toll fand und auch machen wollte. Da bin ich ja schon auf der falschen Schiene unterwegs, denn bei Zen wären die Bilder eher sowas wie ein Abfallprodukt des Entdeckungsprozesses ;-)
Gruß, Fotomama
O.K.50 26/05/2014 11:46
Ich denke man muss sich nicht mit Zen auseinandersetzen um Deine Intension zum Bild zu erahnen.Wenn man den Zen aber mit einbezieht wird das Bild in seiner Gestaltung und v.a. dem Schnitt unstimmig. Das schlägt sich für mich besonders in den jeweils rechts und links ganz "zen-untypisch" abgeschnittenen Steinen nieder, wo doch gerade die japanische Gesinnung von Harmonie des Ganzen sehr gezielt auf entweder Entfernen von Elementen oder eben deren Vollständigkeit Wert legt.
VG
Mea C 25/05/2014 22:36
ich hab leider keine Ahnung von Zen, aber dieses Bild finde ich sehr gelungen - die Farben sind toll und Hochformat sieht man meiner Meinung nach viel zu selten ;)hubert reichenbach 25/05/2014 22:21
die schönheit des vergänglichen, sehr schön mit dem weichen hintergrund. eindrucksvoll gezeigt ohne effekthascherei!